Samstag, 6. Januar 2018

Gespräche mit Pfister: Ein Satz, der alles verändert - PR-Analysen


Manchmal sagt man einen Satz im Leben und der ändert alles. Bei Peter Pfister lautete dieser

                          "Man hat mir einen Steiger untergeschoben"

Wenn es doch mal einen Steiger gibt, kann es helfen das Verhalten unter
Signalkontrolle zu bringen, was ich hier erkläre:
 https://youtu.be/IwTkdBSOBGY
Denn bis er dies unüberlegt auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte, war nicht viel von den Vorfällen in Leichlingen nach außen gedrungen, aber nun entstand der Eindruck, dass Pfister sich seiner Verantwortung entzieht und es ging rund auf Pfisters Like-Seite. Es gab dort Ein-Stern-Bewertungen, die besagten, was für ein braves Pony Evita war, das sogar für Kinder geeignet gewesen sei. Das war sechs Wochen nach dem Vorfall und die Reitbeteiligung schrieb, man habe ihm genau diese sechs Wochen lang Gelegenheit gegeben, dass er als Erster Stellung nimmt und die einzige Stellungnahme, die erfolgte, war genau dieser Satz.



Auch die Wochen später im HORSEMAN geäußerte Forderung, man solle die Trainer auf Kursen über Eigenarten der Pferde informieren, stößt ins gleiche Horn (zumal ich mir die Pferde lieber selbst anschaue und weiß dann, wie sie ticken). Am Telefon vertraute Pfister mir jedenfalls an, dass seine Familie auch mit ihm geschimpft habe wegen dieses einen emotionalen Schnellschusses, der alles verändert hat. Menschlich möglicherweise zu verstehen, wenn selbst die Besitzerin sagt, dass es ein Unfall war. Aus PR-Sicht eine reine Katastrophe. 


Und dann ist etwas ganz Ähnliches ein zweites Mal geschehen: Auf folgende Frage von  MEIN PFERD "Nach dem tödlichen Unfall eines Pferdes wurden Sie von Ihrem Kollegen UJ massiv angegangen. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?" sagt Pfister Folgendes: "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Will er sich damit selbst in ein besseres Licht setzten? Ist es Neid oder Geltungssucht, oder versucht er damit, eigene Defizite zu kompensieren? Der Hass und die Vehemenz mit der Herr Jourdain dieses Spiel betreibt, lassen mich erschrecken. Das ist kein kollegiales Verhalten. Unfälle können jedem passieren. Oft sind diese tragisch genug und der Verursacher hat damit eine schwere Last zu tragen. Ähnliches könnte auch Herrn Jourdain passieren. Stattdessen inszeniert dieser Schlammschlachten gegen mich, versucht die Presse, andere Kollegen, meine Kursveranstalter und auch Kursteilnehmer gegen mich aufzuhetzen. All dies tut er mit einer nahezu kriminellen Energie. Die derzeitig allgegenwärtigen Diskussionen um die Verwendung der Zirkuslonge sind Inszenierungen dieses Menschen mit ausschließlichem Ziel, mir zu schaden." Dann rühmt sich Pfister eines Filmes, der über ihn gemacht wurde und der für der Equinale nominiert wäre. "Selbst hierauf hat Herr Jourdain mit gewissen Anschwärzungen versucht, negativen Einfluß zu nehmen. Das Ziel von Herrn Jourdain ist es, meine Existenz (..) und mein Lebenswerk zu zerstören." Dabei war es gar nicht Jourdain, der den Tipp gegeben hat, sondern eine dritte Person. Jourdain hatte daraufhin lediglich den Film, in dem das Pferd Evita die Lektion "Kompliment" lernen sollte, zur Verfügung gestellt. Da Jourdain vor Jahrzehnten Schüler des Pfister war, zieht Pfister im MeinPferd-Interview gar in Erwägung, dass Jourdain nicht verkraftet hätte, dass Pfister ihn nicht als eine Art Co-Trainer mit ins Boot genommen habe. "Des Weiteren kann man bei seinen Kursbeschreibungen noch heute Textvarianten und Kursabläufe aus bei mir gestohlenen Verlautbarungen finden." Dies wäre eine Straftat. Pfister sagte mir, dass sein Anwalt, aber juristisch keine Handhabe gegen Jourdain hätte. Also kann eigentlich doch keine Urheberrechtsverletzung oder Verleumdung stattgefunden haben. Pfister fährt also schwere Geschütze auf - versucht er sich auf Jourdains Kosten reinzuwaschen. Im Austeilen gegen andere nimmt Pfister jedenfalls auch andernorts kein Blatt vor den Mund.



Mich erinnert das an Bundespräsident Christian Wulff, der in einem unbedachten Moment dem Chefredakteur der BILD-Zeitung etwas auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, was man als Drohung auslegen konnte und daraufhin nahmen die Dinge ihren Lauf. Deswegen fragte ich Pfister auch "
Was haben Sie denn erwartet?", nachdem er seinem Konkurrenten in der MEIN PFERD „kriminelle Energie“ unterstellt hatte. Pfister sei gerüchteweise zugetragen worden, dass Jourdain Ställe, wo Pfister Kurse anbietet, mit Videobeweisen davon unterrichtet hätte, "wie Pfister arbeitet", was Jourdain bestreitet. Unstrittig ist, dass Jourdain den Tierschutzverein und einige ihm bekannte "Kollegen" im Pferdebereich kontaktiert hat, um diese von Pfisters Methoden in Kenntnis zu setzen. Solange er dabei keine Unwahrheiten verbreitet, ist das rechtlich legitim, aber ein Beigeschmack von: "Der hat was gegen mich", kann trotzdem entstehen. Aber sollte man diesen Verdacht wirklich in einem Zeitungsinterview äußern? Denn jetzt leistet der eine Beigeschmack dem anderen Beigeschmack Gesellschaft. Aber woher sollte Pfister das alles wissen, denn welcher Pferdetrainer leistet sich schon einen PR-Berater? Dieser hätte möglicherweise zu einer schnellen, vorbehaltlosen, öffentlichen Entschuldigung geraten, in der die Fakten auf den Tisch kommen, bevor sie von anderen aufgedeckt werden und dafür hatte Pfister in der Tat sechs Wochen Zeit. Als kleiner Trainer von nebenan, mag es genügen, wenn das Konzept umgestellt wird und man sich bei den unmittelbar Beteiligten entschuldigt. Als Person des öffentlichen Lebens gehört ein Dialog mit der Öffentlichkeit dazu. 
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Pfister hat mir erzählt, dass es die Pflicht eines jeden Pferdehalters sei, dass sein Pferd erzogen ist (ist ja beim Hund nicht anders). Und auch wenn ich bei dieser Sache wohl spätestens nach dem ersten Überschlag abgebrochen hätte (im Idealfall weit vorher bei den mindestens vier Gelegenheiten, als der kleinste Versuch kam), finde ich es an sich gut, dass Pfister mir im Telefongespräch keinen Bären aufbindet, indem er behauptet, Pferdetraining sei immer nur und bei jedem Pferd gutschi-gutschi-hab-mich-lieb. Weil Pfister nun aber auch am Gegenspieler des Gehorsam der Motivation Interesse zeigte, habe ich ihm zwei Links gesandt: Einen zu den Pferdepersönlichkeitstypen nach Parelli und einen zur umgekehrtenPsychologie, wo es um ein wirklich dominantes Pferd geht, denn auch da ist es manchmal klüger, ein Nein zu akzeptieren. Diese verlinkten Blogbeiträge sollen zeigen, wie unendlich schwer es ist, die Balance zu finden. Denn beides ist zugleich richtig als auch falsch. Im Horsemanship kommt es immer drauf an (aufs Pferd, die Situation, die Pferd-Mensch-Beziehung etc.) und mal sollte man ein Nein des Pferdes unbedingt akzeptieren und ein anderes Mal auf keinen Fall. Wir zuhause an der Bande - mich eingeschlossen - haben es da wirklich leicht zu urteilen, was kein Freispruch sein soll, aber das Leben ist eben nicht schwarz und weiß. Und so ist auch PR immer eine Gratwanderung: Wie viele Details gebe ich heraus? Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich Fakten verheimliche? Aber von Unfall zu sprechen, nachdem das Pferd so oft gestiegen ist, obwohl das Pferd wiederholt kleine Versuche angeboten hat, bringt die Öffentlichkeit besonders dann auf, wenn sie sich an der Nase herumgeführt fühlt, wie in der Presseberichterstattung z.B. des HORSEMAN geschehen. Spätestens bei MEIN PFERD wäre für Pfister die Chance gewesen, alle Karten auf den Tisch zu legen, da diese sein Statement wortwörtlich abgedruckt haben. Eine Chance seine Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, denn Glaubwürdigkeit ist der Dreh- und Angelpunkt in Public Relations.


HIER mehr Infos zum Urteil, Statement der Staatsanwaltschaft
Uwe Jourdain - Pfisters schärfster Kritiker – hat sicherlich zu Recht das Video öffentlich gemacht hat und sich zu Recht - eben pro Pferd - dafür einsetzt, dass wir einen anderen Umgang mit Pferden finden, so dass diese auch mal Nein zu etwas sagen dürfen und Mitspracherechte bekommen (alles dürfen wir ihnen natürlich auch nicht durchgehen lassen). Andererseits fühlt man sich von ihm manchmal etwas vereinnahmt. Bei mir z.B. als ich ihm sagte, dass ich bei den WDR-Aufnahmen die Fußlonge um den Bauch zeigen wolle, worauf er einerseits vorschlug, dass er das Interview besser macht und mich andererseits warnte, dass auch ich möglicherweise ins Blicklicht des Tierschutzes geraten könnte. Im ersten Moment bin ich genauso hochgegangen, wie ich mir das bei Pfister vorstellen könnte: "Will der mir etwa drohen? Der hat sie ja nicht alle", aber dann schläft man drüber und merkt, es ist eigentlich keine Drohung, sondern eine Warnung. Er hat ja keinen Einfluss darauf, was Tierschutzvereine machen oder auch nicht. Ich habe wiederum die Fusslonge so angewendet (wenn überhaupt, mir ist das meist zu umständlich: Ich nehme da gerne die Möhre oder das Seilchen vom Horseman's Stick), wie es Eva Wiemers in ihren Büchern beschreibt: Als Balancierhilfe fürs Pferd und nicht als Zwangsmaßnahme (lest auch den Blogbeitrag: Todesurteil für die Ausrüstung) und da muss ich im WDR-Interview authentisch bleiben. Jourdain und ich haben dann noch mal telefoniert und da bin ich auch mal explodiert: "Boah man, du hast zwar inhaltlich vollkommen Recht, aber zieh mal die Bremse. Manchmal bist du wie ein Veganer, der einen unbedingt überzeugen will und wo man selbst weiß, dass man eigentlich kein Fleisch essen sollte" und was sagt Jourdain dann? "Das finde ich gut, dass Du mich da spiegelst. So weiß ich, wie ich nach außen wirke." Ich glaube Uwe, dass er niemanden ruinieren will und keine persönliche Motive hat, aber manches Mal ist weniger mehr, denn sonst gerät man in Verdacht, obwohl man es nicht war, wie z.B. bei der Equinale, wo Jourdain eben nicht der Informant war. Zwischenzeitlich habe ich einen Zirkuskurs bei Jourdain besucht und mir gingen die Augen auf, wie falsch es ist, das Kompliment im Wochenendkurs anzubieten, wie es Pfister bis zum tödlichen Vorfall getan hat, wahrscheinlich damit die Kasse klingelt - hier eine Playlist, die beweist das es auch anders geht. Verständlich, dass Jourdain die Botschaft verbreiten will, weil so vielen Tieren Leid erspart wird:


Irgendwie habe ich bei dieser Recherche immer das Buch von Stephen King "In einer kleinen Stadt - Needful things" vor Augen, bei dem ein Mann in eine Stadt kommt, ein Geschäft eröffnet und Zwietracht sät, indem er Fenster zerschlägt, Bettlaken mit Dreck bewirft (oder kleine Jungs dafür bezahlt) und dann Gerüchte verbreitet. Am Ende ist die ganze Stadt bis aufs Blut zerstritten. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich erst dann etwas gereizt auf Uwe Jourdain reagiert, nachdem ich mit Peter Pfister gesprochen habe. Ob es anderen auch so ging?

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