Freitag, 12. Januar 2018

Trainer-Duell: Riesenkrach um eine kleine Longe




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Die Zweitauflage berücksichtigt nicht nur das Urteil, sondern enthält auch eine lange überfällige Stellungnahme der VFD. Es kann HIER bestellt werden.


Auch für die interessant, die die Erstausgabe haben, da es über 50 brandneue Seiten enthält.


Ein Auszug aus meinem Buch "Tod eines Pferdes"




Da fragt der Ehemann seine Frau: "Was ist denn das Grüne in der Suppe?" und sie fährt hoch: "Wenn es dir nicht schmeckt, dann koch doch selbst" oder andersherum: Der Mann steht vor der Ampel, die auf Grün umgesprungen ist. Darauf macht ihn dann seine Frau mit "Die Ampel ist grün" aufmerksam und er schnauzt sie an: "Fährst du oder fahr ich?" 

Diese Situationen kennen wir alle, aber sie werden auch gerne bei so ziemlich allen Gelegenheiten erzählt, in denen man irgendwo hingeht, um etwas zu lernen. Mir ist es zum ersten Mal an der Uni begegnet, meine Kinder hatten es in Schule und auf der German Open ist es mir auch wieder begegnet. Ich habe sogar einmal das Buch "Miteinander reden" gelesen, aber trotzdem passiert es immer wieder - hier nachzulesen:



Daran musste ich denken, als ich im Zusammenhang mit dem Todesfall eines Pferdes zwei Zirkustrainer am Telefon hatte. Der Eine (Uwe Jourdain, im Buch "Tod eines Pferdes" Ypsilon genannt) argumentierte in den Telefonaten auf der Sachebene, wenn ich mit dem Anderen (Zett im Buch, im wahren Leben Peter Pfister) telefonierte, schien es mir, als habe er überwiegend das Beziehungsohr gespitzt. In der Vergangenheit hatte Jourdain immer wieder die Kompetenz von Zett infrage gestellt, insbesondere den pferdegerechten Umgang mit einem Hilfsmittel namens Fußlonge. Aus Sicht von Pfister ist dies eher ein persönlicher Streit, der eskaliert ist, als in einem Kurs von Pfister ein Pferd zu Tode kam, das sich beim Einsatz mit dem umstrittenen Werkezeug überschlagen hatte und dabei das Genick brach.

Jourdain sieht sich in seiner Sicht bestätigt, denn er hat vor 15 Jahren diese Longe auf die gleiche Art und Weise eingesetzt, wobei sich ein Pferd hingesetzt habe. Das war der Anlass für ihn, den Einsatz mit der Fußlonge zu modifizieren. Vor 15 Jahren hatte er diese - wie viele andere Zirkustrainer auch - um den Pferdebauch geschlungen, so dass ein Vorderbein des Pferdes hochgebunden wird. Dadurch, dass die Longe um den Bauch gewickelt sei, entstehe eine Hebelwirkung und so drohe die Gefahr, dass das Hilfsmittel zur Zwangsmaßnahme wird, dem sich das Pferd nicht entziehen könne. Im Fall, dass ein Pferd unter Gurtzwang leidet oder Gesundheitsprobleme wie z.B. Kissing Spines habe, empfinde das Pferd möglicherweise Schmerzen bei dieser Art des Einsatzes der Fusslonge. Trainer Jourdain setzt seitdem auf eine eingehende Vorbereitung durch diverse Dehnungsübungen und die Verbeugung des Pferdes, damit sich über Wochen die Muskeln dehnen und lockt zunächst mit Futter in die gewünschten Positionen, die je nach Ausbildungsstand des Pferdes variieren würde, damit das Pferd beim Kompliment nicht mit dem Kopf auf dem Boden zu liegen käme. Erst ab einem deutlich höheren Ausbildungsstand des Pferdes könne eine Fusslonge sinnvoll sein, aber es empfehle sich dabei eine Zwei-Mann-ein-Pferd-Methode. Dabei wird das Röhrbein in einem Winkel von 90 Grad gehalten und zwar ohne Umlenkung um den Rumpf des Pferdes. Die zweite Person füttert das Pferd zeitgleich, um nun gerade herunter in eine Position zu locken, bei der das Pferd den Kopf oben hat. Unabdingbar ist das Aufwärmen und die Dehnung des Pferdes. Das Plié (= Verbeugung) wurde im Vorfeld intensiv geübt. Außerdem findet er den Umgang insgesamt bedenklich, da die Bedürfnisse des Pferdes (belegt durch die besagte Videosequenzen) von Zett nicht einmal wahrgenommen werden, so als wäre das Pferd ein Sklave oder ein Gegenstand. Ypsilon begreift nicht, dass Zett die Not des Pferdes nicht gesehen hat, denn die Umstände zum Tod Evitas sind durch das folgende Video belegt.



Das Statement des Staatsanwaltes ist HIER zu lesen
Spricht Pfister von Jourdain, dann erwähnt er eine Vorgeschichte, weswegen mir Schulz von Thuns Modell mit den vier Ohren im Tagtraum erschien (wobei die angebliche Vorgeschichte auch bewusstes Kalkül gewesen sein kann). Der Sender möchte sowohl auf der Sach- als auch auf der Appellebene kommunizieren, aber der Empfänger hört eine Beziehungsbotschaft. 

Jourdain sieht den Tod des Pferdes nicht als Unfall, sondern als grob fahrlässig (Staatsanwaltschaft und Gericht geben ihm Recht) und führt ein paar Telefonate, bspw. ruft beim Tierschutzbund, nicht aber bei der Equinale an, weil ein Dokumentarfilm über Pfister dort in die engere Wahl gekommen ist. Das war eine andere Informantin, aber Pfister hat dies in der Zeitschrift MEIN PFERD einfach Jourdain untergeschoben, was eine unwahre Tatsachenbehauptung ist. Die Equinale befand ohne Jourdains zutun, dass diese Doku mit den in einem Video dokumentierten Umständen, die zum Tod des Pferdes geführt haben, nicht stimmig ist - HIER nachzulesen. Das ist einer der Gründe, dass Zett es ganz anders empfindet: "Mit Jourdain hatte ich früher schon Probleme, der will mich ruinieren, um selbst besser dazustehen", behauptet Zett. Man wolle seine Existenz zerstören, dabei ist es umgekehrt, dass Pfister die Existenz von Jourdain dadurch zerstört, indem er in MEIN PFERD abenteuerliche Gerüchte in die Welt setzt.

Pfister wendet dieses Instrument schließlich schon seit 25 Jahren an und behauptet, es sei den Pferden nie etwas passiert (Eva Wiemers sieht das anders - nachzulesen im Buch und bald auch hier im Blog). Nachdem aber jetzt doch ein Pferd verunglückt ist, stellt er seine Methode um und reguliert den Schaden, nicht ohne sich bei den Betroffenen zu entschuldigen. Daher sucht er das Gespräch mit Jourdain, um eine öffentliche Debatte zu verhindern. Aber Jourdain findet: Das ist nicht der Weg: Wir brauchen die öffentliche Diskussion für ein Umdenken im Pferdebereich, für mehr Empathie und dem Recht des Pferdes auch mal "Nein" zu sagen. Irgendwann schnappt Pfister auf, dass Jourdain die Pferdepresse einschalten will, um durchzusetzen, dass dieser für ihn fragwürdige Umgang mit dem Equipment an Lebewesen, nicht mehr angewandt wird. Aus Pfisters Sicht ist doch alles geklärt, da er sich entschuldigt hat und seine Versicherung den Schaden zumindest finanziell beglichen hat. Nun möchte er sich gegen die subjektiv empfundene Hetzkampagne zur Wehr setzen und setzt die Presse über diesen Streit in Kenntnis, um Jourdain zuvor zu kommen. Schließlich kennt man sich, denn Zett wird von der Fachpresse häufig als Experte gehört und zitiert, so dass ein Anruf mit Worten wie: "Falls da etwas kommt, wollte ich euch davon in Kenntnis setzen, dass es eine persönliche Fehde ist", nicht überrascht. Doch fatalerweise glauben die Presseleute genau das ungeprüft und das obwohl die doch unbedingt einen neutralen Standpunkt einnehmen müssen. Und überhaupt: Wenn man einen Hinweis auf ein bei einem Kurs verunglücktes Pferd erhält, dann ist es Aufgabe der (Fach-)Presse (in diesem Fall MEIN PFERD - hier geht es zur SATIRE) der Sache auf den Grund zu gehen, egal was Jourdain oder Pfister sagen, z.B. indem Teilnehmer des Kurses oder das Veterinäramt befragt werden. Im Idealfall würde man niemals erfahren, welche persönliche Meinung der Journalist vertritt, weil er sie - zumindest in einem Bericht - außen vor lässt. Ist es kein Bericht, muss ein Beitrag als Kommentar zu erkennen sein. Dies ist nicht der Fall, wenn Experten befragt werden.
Aber es wird völlig anders gehandhabt: Als Folge dieser "Vorabinformation" wird Pfister gefragt, warum er denkt, dass Jourdain ihn derart angreift und da die Gedanken ja frei sind, ist in einer Frage von Neid die Rede und dass es eben nicht um die Sache, sondern (angeblich) um einen seit langen Jahren gärenden persönlichen Streit ginge. Jourdain wurde hingegen gefragt, warum er denn den Pfister so angreift - genau so wie es vielleicht ein Mediator, ein Psychologe oder die beste Freundin tun würde. In einer Zeitung hingegen ist dies eher unangemessen, denn genau durch diese Art der Fragestellung in einem öffentlichen Medium gerät Jourdain unter Zugzwang, will jetzt eine Gegendarstellung, die er dem Hörensagen nach deswegen nicht erhält, weil er nach der Veröffentlichung des Artikels unter einem gewissen Zeitdruck zugestimmt hätte. 
Aber er ist auch nur ein Mensch: Erst nach Veröffentlichung ist ihm klar geworden, dass dadurch, dass der Pfister den Vorfall als Unfall einstuft, auch Jourdains Ruf Schaden nimmt und wendet sich nun seinerseits an die (Nicht-Fach)-Presse, indem er der Presse ein Video von den letzten Minuten des Pferdes zeigt, in dem das Pferd 13 Mal gestiegen ist und sich dabei drei Mal überschlagen hat. Das Video zeigt die ersten beiden Stürze; beim dritten Überschlag hatte sich das Pferd das Genick gebrochen. Weil es ihm so wichtig ist, dass sein Ruf wiederhergestellt wird (was auch verständlich ist), teilt er den Presseartikel samt Video auf Facebook. Nun fühlt sich Pfister erst recht darin bestätigt, dass Jourdain ihn fertig machen will. 
Jetzt könnte man sagen: Die Zwei können einfach nicht miteinander und sollten sich aus dem Weg gehen, aber in der konkreten Situation geht das einfach nicht. Es gibt nicht viele Menschen in Deutschland, die sich mit Zirkuslektionen auskennen und bevor wir ein Hilfsmittel in Grund und Boden reden, bräuchten wir ein unabhängiges Gutachten und vor solch ein Gutachten gehört eine fundierte Studie, um über die Mechanik des Hilfsmittels wissenschaftlich gesicherte Aussagen treffen zu können. 
Jetzt gibt es im Pferdebereich aber diesen Kodex um die Kollegenschelte, die schlimmer zu sein scheint als Mord und Todschlag (auch hierzu habe ich einen Blogbeitrag geschrieben). Das gibt es nirgendwo anders, denn nach einem ärztlichen Kunstfehler ist es die Pflicht eines jeden Gutachters, der anderen sprichwörtlichen Krähe eben doch das Auge auszuhacken. Ist es ein Gerichtsgutachten, dann darf der Sachverständige wiederum keine Aussage darüber treffen, welche Strafe dem Beschuldigten blühen sollte. So in etwa funktioniert unser Rechtssystem, das nicht ohne Grund etwas hat, das Gewaltenteilung genannt wird.

Fazit: Sachkundige suchen die Wahrheit, Nicht-Sachkundige berichten (Journalisten) und andere fällen ein Urteil aufgrund der ermittelten Tatsachen und dieses lautete "Verstoss gegen das Tierschutzgesetz" und zwar der Paragraf, der Rohheit genannt wird).

Pfister ist nicht begeistert davon, dass jetzt auch der Deutsche Tierschutzbund involviert, denn da gibt es ja auch solche, die das Reiten an sich abschaffen wollen. Tierschützer sind ja ganz sicher Tierliebhaber, aber nicht zwangsläufig sachkundig. Die militante Ausführung des Tierschützers habe auch ich zuweilen bei Demonstrationen vor Rodeos gesehen und manche neigen zu vorgefassten Meinungen, denn es gibt keine Veranstaltung, die strenger von Veterinärämtern kontrolliert wird wie das deutsche Rodeo, als es das noch gab. Wenn man dann noch bedenkt, dass manche das Reiten an sich verbieten wollen: Na dann, gut Nacht. Dann sind wir auf dem Niveau der Tierschutzpartei, die die Haustierhaltung insgesamt verbieten will, ohne zu bedenken, dass Wildtiere ja gar keinen Lebensraum mehr haben: Warum gibt es denn (wenn auch fragwürdige) Veranstaltungen wie das Mustang Makeover? Weil das Land, das man den Indianern genommen hat, jetzt noch nicht einmal für die Tiere ausreicht: Die Mustangs versauern in Auffangstationen und Trump sieht in  der Massenschlachtung die optimale Lösung. Von PETA will ich hier gar nicht erst anfangen. Die machen zwar wichtige Videos zur Massentierhaltung, aber ansonsten steht der US-Verein im Verdacht, Gelder ins eigene Säckel und Tiere in der Gaskammer verschwinden zu lassen ... Jourdain hingegen braucht in der Tat ein fachkundiges Gutachten und wo sonst soll er das bekommen als beim Tierschutzbund. 

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