"Haben Sie denn einen Trainer C?", fragte mich Miriam Kreutzer bei unserer ersten Bodenarbeitsstunde geradeheraus. Wer hätte geahnt, dass sie eine Testerin vom Cavallo-Reitschultest ist? Nun: Wenn ich schon ausgewählt werden, dann muss ich jetzt die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und das Getestet-Werden aus meiner Sicht erzählen. Die Frage nach dem Trainerschein ist jedenfalls eine berechtigte Frage, weil auch ich mich für eine Mindestqualifikation für Pferdetrainer und Reitlehrer ausspreche (HIER nachzulesen). Ich musste aber nichtsdestotrotz für mich selbst verneinen und erklären, dass wir durch Turniererfolge reiterlich unser Können beweisen und aus Kostengründen nicht beides ginge. Immerhin sei meine Tochter aber Leistungsklasse 1 der EWU (ich: LK 2), aber mein Spezialgebiet sei das Natural Horsemanship und da kann ich ebenfalls eine Prüfung durch Dritte vorweisen und erwidern: "Ich bin keine Instruktorin, aber ich habe im Horsemanship-Reiten den Level 4 und am Boden 3++ " (Videos in dieser PLAYLIST).
Miriam war ansonsten sehr sympathisch und hatte auch Verständnis, dass ich um eine Viertelstunde verschieben musste, weil meine Tochter Larissa Führerschein-Prüfung hatte und ich danach sofort weg musste, weil ich auf einem Geburtstag eingeladen war (was für ein Tag). Ich fragte sie, was sie davon hält, in der ersten Stunde Bodenarbeit zu machen und erst in der zweiten zu reiten, weil wegen der Beziehung zum Pferd und die hatte sie in kürzester Zeit aufgebaut. Eigentlich nehme ich Lucky sehr ungern als Schulpferd, weil er sehr sensibel ist und auf die oft noch grobe Einwirkung von Anfängern zuweilen überreagiert. Aber unser Paradeschulpferd Fancy sollte nachmittags noch in einer Stunde gehen und da teile ich den Job der Pferde gerecht auf. Cisco und Queenie sind wiederum zu frech für Anfänger, also stiefelten wir mit Lucky los und der tat alles - nur nicht überreagieren.
Im Gegenteil - er fühlte sich regelrecht zu Miriam hingezogen, weil die das wirklich gut und gefühlvoll gemacht hat. Natürlich habe ich ihr überragendes Talent in höchsten Tönen gelobt, aber weil die Leute etwas kriegen sollen für ihr Geld, habe ich versucht die "nächste Qualität" herauszukitzeln. Denn besser geht immer und das ist ja die Idee vom Natural Horsemanship: "Niemals endende Selbstverbesserung". Trotz meiner Kritik blieb Miriam aber quietschvergnügt und sagte am Ende der Stunde, es habe ihr sehr viel Spaß gemacht. Zur zweiten Stunde kam es nicht (im Nachhinein weiß ich ja, wieso) – doch als mir jemand unter einem Youtube-Kommentar zum gelungenen Reitschultest gratulierte, dachte ich zuerst, die Dame hat sich geirrt. (den Kommentar findet ihr unterhalb dieses Video)
By the way: Ich habe die Zeitschrift "Mein-Pferd" gekündigt, weil ich mich seit über einem Jahr über das Editorial des Chefredakteurs aufrege, wo er z.B. schreibt, dass Pferde nicht den ganzen Tag rumlaufen und nacheinander treten. Natürlich machen die das nicht den ganzen Tag, aber sie machen es gelegentlich. Bei Pferden gibt es genauso Streit wie es bei uns Menschen. Ich überlege schon seit einem Jahr, ob ich die "Mein-Pferd" kündigen soll. Spätestens seit dort ein Beitrag über eine Zirkustrainerin erschien, der besagte, dass nur positive Verstärkung der richtige Weg sei und entsetzt fest gestellt wurde, dass Natural Horsemanship ja auch negative Verstärkung nutzt (was von diesem unwissenschaftlichen Standpunkt zu halten ist, lest ihr HIER - wie genau diese Zirkustrainerin unseren Lucky geschlagen hat - angeblich aus Notwehr -, könnt ihr HIER und HIER nachlesen), aber darum geht es ja hier nicht. Ich hatte also eine Kündigung geschrieben, in der sinngemäß stand, dass Mein-Pferd der Cavallo dahingehend nacheifere, dass sie ihr beim Ruf Bildzeitung der Pferdewelt zu sein Konkurrenz machen wolle - beim Durchblättern der neuesten Ausgabe muss ich zu meiner Schande gestehen, dass zumindest bei Cavallo von Bildzeitung keine Rede sein kann - es sieht nach gut recherchierter und grundsolider journalistischer Arbeit aus. Somit habe ich diese emotionale und zugegebenermaßen unsachliche Passage, die dem ersten Ärger entsprang, aus dem Entwurf gestrichen, sobald ich von meiner Bewertung erfuhr (die jetzt sachlichere Kündigung findet ihr ganz am Ende), aber habe mir nach langen Jahren dann doch mal wieder die Cavallo geholt und jetzt habe ich zwei Ausgaben, weil ich sowohl der Testerin als auch der Redaktion eine eMail geschrieben habe, ob es einen Link zum Test gibt (coming soon) und stattdessen ein Belegexemplar erhielt. Was die Redaktion geantwortet hat, seht ihr auf dem Bild:
Obwohl ich den Bericht schon in der gekauften Ausgabe gelesen hatte, habe ich diesen tollen Bericht auch im Belegexemplat nochmal rauf und runter gelesen. Das Einzige, was mich im ersten Moment ein kleines bisschen verstimmt hat, ist, dass mir an dem Osterwochenende, wo die Zeitung noch nicht erhältlich war, Hinz und Kunz erzählt hatte, dass es sehr selten wäre, dass ein Reitlehrer die vollen vier Hufeisen im Reitschultest erhält und dann schlage ich die Zeitung auf und was sehe ich? Eine andere der drei getesteten Reitschulen hat auch vier Hufeisen. Na ja, es sei ihm gegönnt.
Sorry, ich gerate ein wenig ins Plaudern: Eigentlich wollte ich ja den Reitschultest gegentesten und die Cavallo an sich erst recht. Also das mit dem Reitschultest finde ich wirklich klasse, besonders, weil sie es wagen da auch kritisch zu sein.
![]() |
Keine Panik: Lucky gähnt nur ;-) |
Jahre später hat Reiningreiter Andrea Frappani diese Mistgabel ebenfalls erhalten, weil sein Pferd beim Rückwärts den Kopf stark hinter der Senkrechten hatte. Da hätte ich persönlich die Kirche ein wenig im Dorf gelassen, weil in dem Moment, wo die Pferde den Rücken wölben, geht der Kopf bei manchen Pferden automatisch nach unten. Das ist aber in einer Reining nur wenige Sekunden - von Rollkur kann keine Rede sein. Klar soweit? Falls nicht, da gibt es noch einen Artikel von mir bei 4my.horse und zwar HIER.
Ich lese die CAVALLO ja normalerweise nicht und kriege nur mit, was auf Facebook gepostet wird und richtig erbost war ich, als die Zeitung über die VOX-Pferdeprofis berichtet und das für gut befunden hat. Da war ich erst mal durch mit dieser Zeitung. Die Pferde, die in dieser Sendung buckeln, sind fast alle einfach nur krank. Die haben Schmerzen, Kissing Spines und gehen teilweise sogar sichtbar lahm. Die Methoden, die in der Sendung gezeigt werden, sind nicht nur fragwürdig (ihr seht ja oben ein React-Video, davon gibt es auf meinen Youtube-Kanälen mehrere), sie funktionieren noch nicht einmal und wenn es am Ende der Sendung dann doch mal so aussieht, als würde es funktionieren, dann ist das zum Teil regelrecht getürkt. Um zwei Beispiele zu nennen: Bei Sandras zwei Stuten, die man nicht trennen konnte, war während der Sendung das klebende Pferd mehr oder weniger verborgen im Hintergrund zu sehen: Das Problem wurde nicht gelöst, dafür wurde eins der Pferde geritten. Klasse Lösung: Man geht zum Autohändler, weil der Motor kaputt ist und kommt mit neuen Reifen nach Hause - na toll: Auto läuft immer noch nicht.
Bei Bernd Hackl soll der Lebensgefährte des Besitzers in einer Facebook-Gruppe verraten haben, dass der Barock-Pinto aus der letzten Sendung nach wie vor nicht alleine ins Gelände geht. Der Zuschauer soll wohl dahingehend getäuscht worden sein, dass gefilmt wurde, während ein Führpferd vorneweg ging, welches im Bild aber nicht zu sehen war. Dass das Pferd nach wie vor bockte, wenn es alleine nicht ins Gelände wollte, soll nach dem, was in der FB-Gruppe steht, herausgeschnitten worden sein. Aber da will ich jetzt nicht in die Tiefe gehen, könnt ihr ja alles im THEMENMONAT VOX nachlesen, wie auch einige Zitate aus dem Artikel der Reiterrevue, die das journalistisch einwandfrei gelöst haben, indem sie einen Experten befragt haben, statt selbst alles Mögliche beurteilen zu wollen. Aber in Einem muss ich mal tonnenweise Asche auf mein Haupt werfen: Wenn man sich ein Bild von einer Sendung oder Zeitschrift machen will, dann muss man sie auch ansehen. Im Fall der VOX-Pferdeprofis tue ich das ja auch; bei der Cavallo habe ich seit Jahren nicht mehr rein geschaut und voreilig geurteilt. Aber es ist ja nie zu spät - auf geht's mit dem Gegentest:
Ich schlage obige Ausgabe auf und lese die Editorial-Überschrift: "Wer Freund sein will, muss auch Chef sein" Mein Reden und genauso schreibt es die Chefredakteurin. Besonders gefällt mir, dass sie erwähnt, dass nicht jedes Pferd gleich behandelt werden darf (auch dazu gibt es einen THEMENMONAT PFERDEPERSÖNLICHKEITSTYPEN von mir). Fürs Editorial vergebe ich die volle Punktzahl. Dasselbe für die Meldungen am Anfang, die gut recherchiert sind. Besonders gefällt mir da der Beitrag "Inklusion beim Reiten: Turnier für alle". Ich blättere weiter und lese: "Siehst Du, ob das Pferd beim Reiten lahmt?" Der richtige Beitrag zur richtigen Zeit, ich sprach ja oben von lahmenden Pferden in einer TV-Sendung. Der Beitrag auf der anderen Seite "Täglich putzen, hilft bei Borrliose" gefällt mir nicht ganz so gut, weil Dreck ja auch ein Schutz vor Insekten ist, aber man muss ja nicht immer einer Meinung sein. Ich bin ja auch kein Tierarzt.
Buchtipps gibt es auf der übernächsten Seite - aber wo ist meins?? (Spaß).
Auf S. 18 musste ich mir bei der Überschrift erst mal an den Kopf fassen, damit dieser nicht vor Schreck auf der Tischkante aufschlägt: "Führen ohne Dominanz" Bei solchen Überschriften vermute ich rosa Wattebällchen, werde aber enttäuscht, denn beim Lesen merke ich, dass der Artikel eine ganz andere Tendenz aufweist, denn "Dominanz rechtfertigt keine Strafe" - das stimmt. Als der Artikel damit endet, dass auch Pferde Regeln einhalten müssen und man dies gut beibringen kann, indem der Mensch Raum nach dem Wer-bewegt-Wen?-Prinzip beansprucht, bin ich versöhnt.
Nach jeder Menge Anzeigen endlich mein Test. Den hätte ich natürlich viel leichter finden können. Meine Tochter sagte gestern beim Einpacken: "Wie süß, die haben einen Klebezettel an die richtige Stelle gemacht." Ich vergebe fünf von vier Hufeisen für den Reitschultest, besonders weil Miriam einer anderen Reitschule nur zwei Hufeisen für den Trainer und anderthalb fürs Schulpferd gegeben hat. Kritisch zu sein, ist in der Tat gelebter Verbraucherschutz. Die folgenden Artikel über Decken und Helm werde ich wohl nicht lesen. Bin beim Pferd für so-natürlich-wie-möglich und dass Bernd Hackl keinen Helm trägt, ist so ziemlich das Einzige, was ich nicht an ihm kritisiere (er wiederum tut zwar immer so, als wäre es das Einzige, was die Kritiker an ihm kritisieren, aber sei es drum). Jetzt geht es um Rehe (nicht die Tiere aus dem Wald: Hufrehe natürlich) und wann Pferde auf die Weide dürfen oder auch nicht. Stimmt, ist gut recherchiert: Der Kandidat erhält vier Hufeisen. Und jetzt raste ich gerade aus wie Eddie Murphy im Beverly-Hills-Cop: Jo-Baby-jo-Baby-jo. Endlich mal jemand, der es ausspricht. Ich kann es nämlich auch nicht mehr hören, wenn Freizeitreiter die Turnierreiter als Tierquäler hinstellen und andersherum. Danke für diesen Artikel.
Wie beweglich ist mein Pferd heißt der nächste Artikel, aber das werde ich live und in Farbe am eigenen Pferd ausprobieren und ein Video dazu drehen - ihr kennt ja meine Kanäle. Beim Weiterblättern folgen zwei Artikel zum Thema Medizin auf dem Fusse. So jetzt bin ich mal für einen Moment weg, ich lese mal schnell die Kolumne, bin gleich wieder da.
![]() |
Habe kein Bild, wo ich heule, aber für 4my.horse schreibe ich auch, aktuell über einen anderen Parelli-Instruktor: BERNI ZAMBAIL |
Auf den nächsten Seiten folgen Pferdefotos von unten: GENIAL !!!! und schwuppdiwupp bin ich am Ende angelangt: Die Mistgabel. Ich sage mir selbst: Tief durchatmen und ruhig bleiben, bin aber erstaunt als ich lese, dass diese an erwachsene Männer verliehen wurde, die auf Shettys Pferdefußball spielen und kann nur sagen: "Das ist nicht witzig - überhaupt nicht." Dieses Mal wurde meiner Meinung nach die Mistgabel völlig zu Recht vergeben und wenn ich mal richtig drüber nachdenke, so ist die Mistgabel eine tolle Idee, denn wenn man immer nur lobt und nie etwas anprangert, öffnet man Scharlatanen und Tierquälern Tür und Tor und das kann es ja auch nicht sein. Und wenn ich mal denke, dass sie gerechtfertigt vergeben wurde und ich ein anderes Mal denke, das war unverdient, dann nennt sich das schlicht und ergreifend Meinungsfreiheit und da ist es doch gut, dass es sie gibt - fest im Grundgesetz verankert und auch ich lasse mich nicht daran hindern, meine Meinung über eine TV-Sendung kundzutun - allen Drohungen und Anfeindungen zum Trotz - in der Hoffung, dass diese Sendung keine Standards in der Pferdewelt setzen wird.
Apropos, Meinungsfreiheit - es sind ja bald Landtagswahlen und auch da gebe ich gerne meinen Senf dazu. Schaut doch vorbei im:
Wer lieber zum Thema Pferd weiterlesen möchte, dem empfehle ich meine Bücher. Bei meinem Buch "Westernreiten-meets-Natural-Horsemanship" denke ich im Nachhinein, dass der Titel etwas irreführend ist, weil 80 Prozent des Buches auch für Nicht-Westernreiter interessant sind. So haben mir das zumindest die bisherigen Käufer und Leser zugetragen. Darunter findet ihr meine versprochene Kündigung von "Mein-Pferd". Ab jetzt abonniere ich keine Zeitungen mehr (außer die Westernzeitungen) und werde von nun an mal diese, mal jene kaufen. Ganz oben auf der Liste steht - wen wundert's? - die Cavallo, aber ich glaube die Reiterrevue kaufe ich auch noch mal, weil die ebenfalls kritisch und mutig ist. Und ich finde Mut braucht es heutzutage an allen Ecken und Enden unserer Welt. Wusstet ihr, dass ich gelegentliche Spiegel-Leserin bin? Die sagen ja auch: Keine Angst vor der Wahrheit. Gutes Motto.
Etwas
verärgerte Kündigung des Abonennements der Zeitschrift „Mein
Pferd“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt Kd.-Nr. bzw. Abo-Nr.
LESERBRIEF
ZUM ARTIKEL ÜBER POSITIVE VERSTÄRKUNG (NAME DER TRAINERIN)
Sehr geehrte Frau Sowieso:,
nach langen Jahren Abonnement der Zeitschrift „Mein Pferd“ und
treuer Leserin der Freizeit-im-Sattel habe ich mich nun schweren
Herzens entschieden, mein Abonnement zu kündigen. Ich weiß nicht,
ob es im Falle einer Kündigung in Ihrem Hause üblich ist, dass Sie
in Ankreuz-Fragebögen ermitteln, warum gekündigt wurde, aber
ich bevorzuge es, meine Gründe in eigenen Worten darzulegen.
Ich finde es unabdingbar, dass eine Pferdezeitung auch die
Kontrollfunktion als vierte Gewalt im Staat wahrnimmt, aber die
Rundumschläge von CHEFREDAKTEUR im Leitwort verärgern mich
jedes Mal, denn so kommt jeder, der bspw. bei der Equitana etwas
aufgeführt hat in den Generalverdacht der Tierquälerei. Da finde
ich das Vorgehen der Konkurrenz einfach fairer, auch wenn ich nicht
immer finde, dass die von der CAVALLO verliehene Mistgabel immer
verdient ist, so kann der Betroffene wenigstens Stellung zu den
Vorwürfen nehmen und seine Trainingsmethoden begründen. Bei der REITERREVUE fand ich es als Vollblut-Journalistin mutig, dass sie es
gewagt hat, kritisch über die Sendung VOX-Pferdeprofis zu berichten.
Journalistisch hat die Reiterrevue das exzellent umgesetzt, weil die
Redakteure nicht ihre eigene Meinung kundgetan haben, sondern einen
Experten befragt haben und auch die Betroffenen selbst zu Wort kamen.
Der Artikel war ausgewogen und genügte damit höchsten
journalistischen Vorgaben. Zwar bemüht sich auch MEIN-PFERD kritisch
zu sein, aber es scheint oft wenig fundiert und unrealistisch.
Als ein Beispiel führe ich o.g. Artikel an, in dem die
Zirkustrainerin SOWIESO in höchsten Tönen gelobt wird, weil sie
ja (überspitzt gesagt) so ein guter Mensch sei, weil sie nur und
ausschließlich positiv verstärkt, wobei MEIN-PFERD zeitgleich
„aufgedeckt“ hat, dass das Horsemanship ja gar nicht gut fürs
Pferd ist, weil ja mit Druck gearbeitet und sogar (böse) negativ
verstärkt wird. Dieser Artikel war derart unwissenschaftlich, dass
ich mich ernsthaft fragte, wer außer mir, ihre Leser sind – alles
Anfänger? Im Behaviourismus ist positiv nicht positiv und negativ
nicht negativ – es geht nur darum, ob etwas hinzugefügt oder etwas
weggenommen wird. Seit diesem Artikel vor etwa einem Jahr blättere
ich recht lustlos durch Ihre Zeitung und denke oft, dass man als
gestandener Pferdemensch nichts Neues dort erfährt. Aber nachdem ich
schon vor Jahrzehnten mit Liebe die Freizeit-im-Sattel gelesen habe,
fiel mir die Trennung von Ihrem Blatt noch schwer, so dass es für
mich einen zweites Anlass geben musste, der den Ausschlag gegeben hat:
Ich bin mit Ihrem Chefredakteur auf Facebook
befreundet. Er postet regelmäßig Videos auf Youtube, die in eine
ähnliche Richtung gehen und den Eindruck erwecken, als wäre das
Wort Druck gleichbedeutend mit Gewalt. Bei einem Video hat er auf FB
explizit zur Diskussion eingeladen; ich hatte daher darunter
geschrieben, dass Pferdetraining ohne Druck nicht möglich ist und
ich seinen Ansatz, dass der Druck nie in Richtung Pferd gehen soll
nicht sinnvoll finde, denn da wir alle reiten, sind wir gezwungen,
mit (sanften) Druck zu arbeiten: Wir schieben das Pferd mit den
Beinen nach rechts oder nach links, wir begrenzen mit Zügeln oder
geben klopfende Impulse mit dem Bein, üben also stetigen oder
rhythmischen Druck aus. Die Diskussion ging etwas hin und her und
weil ich noch nie von einem Trainer gehört habe, der sagt, dass
Druck immer vom Pferd weg erfolgen soll (weil das in
vielen Situationen vom Pferd gar nicht verstanden werden kann),
fragte ich Herrn Sowieso, wo er diese Techniken
gelernt hat. Er wich dieser Frage aus und schrieb, er sei
Chefredakteur und hätte schon mit so vielen Leuten Interviews
geführt (???). Auf meine Gegenfrage, ob ich das jetzt so verstehen
soll, dass er sich das Pferdetraining, das er in den Videos
präsentiert, aus Interviews zusammen gebastelt hat, hat er bisher
nicht geantwortet, aber er warf mir vor, dass die Diskussion
„persönlich“ werden würde wegen dieser Frage bzw. der Tatsache,
dass ich eine meiner Aussagen mit Zeitangaben aus seinem Video belegt
habe (meine Aussage, dass in dem Moment, wo er sich mit
Schwung vom Pferd weg dreht, ein Seilimpuls am Halfter des Pferdes
einwirkt und das ist halt Druck am Pferd, wobei Druck ja nichts
Schlimmes ist, sondern einfach das Nomen von drücken). Dieser
„Persönlich“-Vorwurf hat mich nun erneut verstimmt, zumal meine
Kündigung längst überfällig ist.
Weil ich aber neben meinem Job als Buchautorin für Pferdebücher und
Texterin für Pferdeportale wie 4my.horse auch selbst das Natural
Horsemanship unterrichte und schon vielen Pferd-Menschen-Paaren mit
sehr problematischen Pferden helfen konnte, wollte ich es mir nicht
nehmen lassen, darauf hinzuweisen, dass dieses
„Ich-arbeite-nur-mit-positiver-Verstärkung-und-es-gibt-nie-Druck-gegen-das-Pferd“
offensichtlich nicht mehr Mainstream ist, wozu ich Ihnen weiter unten
Zahlen liefere. Immer mehr fachkundige Menschen im Pferde- und im
Hundebereich sprechen sich gegen diese nicht realisierbaren Methoden
von Nicht-Fachleuten aus, weil sie (zu Ende gedacht) einfach utopisch
sind. Die heutigen Pferde-Menschen suchen daher einen Mittelweg: Eine
Ausbildung, die Mensch und Pferd Spaß macht und auf angemessene
Art und Weise mit Druck umgeht. Da ich davon ausgehe, dass Sie Ihre
Themen danach auswählen, wie Sie denken, dass es die Leser wünschen,
möchte ich mir abschließend erlauben, die von mir angekündigten
Zahlen zu präsentieren, die beweisen, dass ein realistisches
Horsemanship, das einen Umgang mit Druck als so wenig wie möglich
und so viel wie nötig erklärt, ein breites Publikum findet,
denn meine Website (mit Tipps und Tricks zum Natural Horsemanship)
hat jeden Tag (!!!) 1.000 bis 1.500 neue Aufrufe: www.12oaks-ranch.de
(für nachfolgend genannte Blogs dort Unterseite BLOG anklicken).
Mein Horsemanship-Blog wurde vor etwas über einem Jahr gegründet
und hat jetzt schon weit über 80.000 Aufrufe. Der Artikel „Nur
positive Verstärkung ist Verrat an unseren Pferden“ hat fast
13.000 Aufrufe erhalten. Da Herr Chefredakteur sich unter seinen
Youtube-Videos auch negativ über die Turnierreiter geäußert hat,
sei erwähnt, dass mein vor einem Jahr gegründeter Turnierblog
ebenfalls bereits über 60.000 Aufrufe hat. Unsere Idee ist es, das Natural
Horsemanship mit dem Turnierreiten im Westernbereich zu verbinden und
da es meiner Tochter gelungen ist, sich mit einem Pony für die
deutsche Meisterschaft zu qualifizieren und mit genau diesem Pony
auch Vizelandesmeisterin in der Reining geworden ist, denke ich, dass damit unser
Motto bewiesen ist, dass ein Turnier wirklich zum gemeinsamen Projekt
von Pferd und Mensch werden kann. Genau davon handelt mein Buch
„Westernreiten meets Natural Horsemanship – wie das Turnier zum
gemeinsamen Projekt von Pferd und Mensch wird“ und die Vorurteile
von Herrn Chefredakteur sehe ich im wahren Leben nicht bestätigt.
Ich finde es für einen Chefredakteur nicht angemessen, wenn er ohne
Angaben von Namen Pferdemessen und das Turnierreiten als wenig
pferdegerecht bezeichnet (schwarze Schafe gibt es überall, aber weil
ein Mann ein Mörder ist, verurteilt man ja auch nicht alle Männer)
und das damit begründet, dass jeder Druck in Richtung des Pferdes fast schon als Gewalt zu werten sei, was offenbar auch bei ihm nicht geht, denn
er reitet seine Pferde ja auch und wird dann ja wohl genau wie wir
Normal-sterblichen auch Schenkel- und Zügelhilfen geben, die
entweder halten oder impulsartig sind (stetiger oder rhythmischer
Druck) – zumal er ja sogar Reining reitet (siehe Website
Mein-Pferd-REDAKTION) und diese Disziplin auch den Wechsel zwischen
Komfort und Diskomfort nutzt, was dem Pferd nicht schadet, sondern
seiner Natur entspricht und besser verstanden wird als Clicker &
Co. Von einem Chefredakteur würde ich eine differenziertere
Betrachtungsweise erwarten.
Mit freundlichen Grüßen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen