Dienstag, 10. Mai 2016

Warum Kritik eben nicht dasselbe ist wie Kritik

Sobald man irgendetwas kritisch sieht, sieht man sich heutzutage schnell irgendwelchen persönlichen Angriffen ausgesetzt - man wolle nur lästern, sei neidisch und man hätte an allem etwas zu meckern. Selbstverständlich gibt es bei jeder Methode Pro und Contra und beides darf in einer Demokratie durchaus ausgesprochen werden.


  1.  Monty Roberts hat auf jeden Fall den Verdienst, dass er das so genannte Aussacken anprangert, wo Pferde festgebunden werden und so lange mit Säcken abgeklopft werden, bis sie resignieren, weil sie ja nicht weg können. Die Methode des Join Up hat sicherlich in bestimmten Situationen (das Pferd lässt sich auf der Weide nicht einfangen beispielsweise) eine gewisse Berechtigung. Als Vorbereitung fürs Einreiten, damit ein Pferd binnen einer halben Stunde bereit ist, Sattel und Reiter zu tragen, gefällt sie mir wirklich nicht - zu sehr übers Knie gebrochen. Außerdem sehe ich einen Denkfehler: MR hat Pferde in der Natur beobachtet, wie die Leitstute einen frechen Jungspund bestraft. Strafe setzt aber ungezogenes Verhalten voraus. Gejoint werden aber auch Pferde, die sich zuvor vorbildlich verhalten haben.
  2. Pat Parelli ist ein riesiger Methodenpool, wo Wissen aus allen Reitweisen gesammelt und ein breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auch wenn ich dieses System persönlich favorisiere, muss man eingestehen, dass es durch die hohen (durchaus berechtigten) Preise nur einem eher elitären Publikum zugänglich sind.
  3. Honza Blaha als einer von Parellis Top-Instruktoren macht einen tollen Job bei Pferden, aber menschlich finde ich es jetzt auch nicht so überzeugend, dass er es - wie man hört und liest - in seinen Kursen so aussehen lässt, als würde er etwas völlig anderes machen als Parelli, aber eigentlich sehr wohl Parellis Programm - zumindest in den höheren Levels - sehr nahe steht, aber es so aussehen lässt, als wäre alles was Parelli zu bieten hat ab Level 2 zuende. Nichtsdestotrotz ist das Pferdewissen von Honza Blaha nicht zu beanstanden.
  4. Warwick Schiller macht tolle Videos, aber man kann nicht alleine von Videos lernen, macht braucht auch die Kontrolle durch einen Lehrer, dem man vorreitet bzw. dem man seine eigene Bodenarbeit zeigt. Den man sieht sich ja selbst nicht.


All diese Vor- und Nachteile darf man benennen und man darf darüber diskutieren, denn es ist ja Sachkritik. Bei den VOX-Pferdeprofis ist es anders, denn wenn jemand Sachkritik äußert, wird diese nicht sachlich beantwortet, sondern der Kritiker wird persönlich angegriffen wie in dem Video "Bernd & Alex an der Bande."
Das war die allererste Stellungnahme und die kommt in Form einer Comedy. Ich frage mich da wirklich, warum wird nicht sachlich argumentiert in Form von: "Dieses Vorgehen ist gut fürs Pferd, weil ..." Ich finde das komisch. Dann sieht man es oft, dass die Worte durchaus Fragmente von Pferdewissen oder Pferdeverstand erkennen lassen .. aber leider stehen die Worte oft in einem krassen Kontrast zu dem, was mit den Pferden gemacht wird. Der Überbegriff der dort gezeigten Methoden würde bei mir "Hauruck" heißen... wenn man das denn überhaupt Methode nennen will.

Ganz ehrlich: eine Sachdiskussion über etwas, dass einer Art Mummenschanz sehr nahe kommt, ist dann wirklich nicht ganz einfach.

Ich persönlich finde, dass wir gerade bei dem, was wir im TV sehen ganz, ganz vorsichtig sein sollten und genau hinterfragen sollten, wie gut der Darsteller qualifiziert ist. Denn auch Hollywood kann einen guten nicht von einem schlechten Pferdetrainer unterscheiden - genauso wenig wie VOX oder die Produzenten von Mina TV. Hier noch ein alter Blog-Eintrag von mir zu Buck Brannaman aus den Februar-News der 12-Oaks-Website:

Artikel über die ethische Pflicht eines jeden Trainers sich, irgendwo prüfen zu lassen & die Reitlehrerauswahl

Inspiriert von der Facebook-Satire-Schreiberin Georgia Schulze-Lefert hatte ich mich auch mal in lustig versucht in meinen nachfolgenden Blog-Einträgen. Weil keiner gelacht hat (zumindest nicht laut genug, dass ich es hören konnte), bin ich wieder zu den ernsten Themen des Lebens zurück gekehrt und habe einen neuen Artikel geschrieben, den ihr unter folgendem Link findet: http://12oaks-ranch.blogspot.de/2016/05/die-suche-nach-guten-trainern-fur-pferd.html
Beim Schreiben des offenen Briefes hatte sich eine Botschaft reingemogelt, die sich gar nicht auf die Pferdeprofis bezog, sondern auf eine andere im TV gezeigte Sendung, die ich Euch noch nachtragen wollte: 
Botschaft 12: Die Besitzerin eines Hengstes erzählt, nach einem misslungenen Training: „Das Pferd hatte bei der Geburt einen Sauerstoffmangel (was stimmen mag) und ist deswegenaggressiv (was sein könnte, aber nicht sein muss).“ Der kausale Zusammenhang ist für mich nicht ganz schlüssig, da man das Pferd ja aufwachsen ließ, sogar als Hengst und man ja immerhin ein Training begonnen hat. Der Trainer hätte ja auch den Rat geben können: Bevor wir mit dem Training beginnnen, lassen wir das Pferd von einem Spezialisten untersuchen und wenn es einmal (ggf. mit Blasrohr) sediert ist, lassen wir es direkt kastrieren, denn Hengsthormone können ja auch aggressives Verhalten auslösen. Bei diesem Vorgehen wäre allerdings kein Sendestoff mehr für einen Dokumentarfilm übrig. Ein verantwortungsvoller Umgang mit TV-Botschaften beginnt daher schon mit der Auswahl der Fernsehpferde: Ist es wirklich im Sinne aller anderen Pferde (und Pferdebesitzer) ausgerechnet im Fernsehen in epischer Breite solch einen Fall darzulegen? Nicht nur die Szene, wo das Pferd den Trainer beißt, sondern auch die Szene, wo der Besitzerin in Tränen aufgelöst vom Trainer ins Gewissen geredet wird? In meiner Ausbildung zur Redakteurin habe ich auch ethische Grundsätze gelernt. IN der Szene, wo die Frau weint, war übrigens nicht von Sauerstoffmangel die Rede, sondern davon, dass das Pferd eine Menge über die Besitzerin verrate, die sich daraufhin als totale Versagerin fühlt und dies auch kundtat – möglicherweise dann nach einer Erklärung gesucht hat, die sie selbst von der Last der Schuld befreit. Daher frage ich mich: Bringt das Gezeigte uns Pferdehalter im Verständnis der Pferde irgendwie weiter? Für mich was das vergeudete Sendezeit, die man sinnvoller hätte nutzen können: Denn schließlich steht im Trailer, dass dies ein Film sei, der die Welt besser machen will.

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