Freitag, 13. Mai 2016

Archiv-Beitrag aus den 12-Oaks-News vor einem Jahr

Es ist nicht immer so wichtig, was man tut, sondern wie, wann und vor allem warum man es tut. ( Pat Parelli)

Auch auf die Gefahr hin, dass die PP-Fans jetzt wieder unterstellen, dass es mir nur um Aufmerksamkeit geht und man die PP nur kritisiert, um selbst an Kunden zu kommen, war ich letzte Woche in der neuen gegründeten Facebook-Gruppe „Die Pferdeprofis an der Bande“ so mutig zu sagen, dass ich es besser kann. Nicht, weil ich mich für überragend gut halte – ganz und gar nicht. Ich wollte da einfach für ein gutes System werben: Nicht für mich selbst, sondern im Sinne der Pferde, denen man das Lernen viel leichter machen könnte, wenn Menschen anfangen würden, an sich selbst zu arbeiten, statt am Tier.
Zunächst der Link zur Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/Pferdeprofis.an.der.Bande/ der zur Like-Seite der Satire-Schreiberin: www.facebook.com/PferdeprofisAnDerBande?ref=br_rs
und hier der Text, den ich letzte Woche dort gepostet hatte:


Weil in den letzten Tagen mehrfach danach gefragt wurde, was NHS ist: Das ist Natural Horsemanship: Ein Begriff, der von Parelli geprägt wurde (er hat quasi Pferdewissen überall auf der Welt gesammelt und ein System daraus gemacht) und in der Tat, da habt ihr vollkommen Recht, wenn man die Pferdeprofis schaut, dann sieht man sehr, sehr viele Methoden, die genau diesem System NHS entnommen sind, aber eben mehr im Sinne von Gewollt und nicht gekonnt. Der heute genannte Steve Halfpenny ist ein ehemaliger Parelli-Instruktor und es ging um die Führposition: Im Idealfall sollte man sein Pferd aus allen Positionen führen können NICHT NUR, wenn das Pferd hinter einem ist.
Also für mich als eher mittelmäßige Natural Horsemanship-Trainerin ist es halt befremdlich, wenn man im Fernsehen genau die Methoden sieht, die man selbst auch unterrichtet, aber dann immer wieder bemerkt: DAS WESENTLICHE FEHLT. Bernd Hackl reitet z.B. erstmal ohne Sattel und auch nur mit einem Zügel auch das macht man im NHS z.B. beim Einreiten, ABER erst NACHDEM man mit dem Pferd eine Beziehung aufgebaut hat. Eine so tiefe Beziehung, dass das Pferd gar nicht erst buckelt, wenn ein Reiter aufsteigt. Hackl benutzt ein Lasso um den Hals des Pferdes, kenne ich von Parelli auch. Aber was fehlt ist hier das richtige Timing. In einem ähnlich gelagerten Fall in einer US-TV-Serie sieht man, wie Parelli immer dann das Lasso loslässt, wenn das Pferd nachgibt. Bei Hackl ist es aber oft so, dass das Lasso selbst dann Druck ausübt, wenn das Pferd längst nachgegeben hat. Was meiner Meinung nach fehlt, ist das „Druck motiviert, aber Loslassen lehrt“ aus dem NHS-Programm. Das NHS lebt nämlich vom Neutral-Sein des Menschen und ganz feinen Hilfen. Um das zu können, muss man auch einmal eine so genannte Phase 4 ausüben, die gerade zu Beginn des Trainings so deutlich ausfallen KANN (je nach Pferd), dass sie wirklich nicht sehr schön aussieht. Aber die Phase 4 wird immer seltener: weil man mit Phasen arbeitet. Beispiel Lenken: Erst schaut der Reiter in die Richtung, wo er hin will, dann dreht der Bauchnabel sich in die Richtung, wenn das Pferd immer noch nicht abwendet, kommt das Bein zum Lenken hinzu und dann erst kommt der Zügel. Also das, was Sandra Schneider so gerne als Westernreiten verkauft, ist eigentlich Reiten nach NHS-Prinzipien (bei Parelli: Freestyle genannt) und NHS ist keine Reitweise, sondern für Klassisch- und Westernreiter gleichermaßen geeignet. So wie Schneider es zeigt, fehlt m.E. das Wesentliche: Eine Zügelhilfe ist eine Phase 4, dem 3 andere Phasen vorgeschaltet werden MÜSSEN – davon wird im TV nichts gesagt, sondern Babilonio wird meist NUR mit Zügelhilfe gelenkt, die bekanntermaßen die Phase 4 ist, die ja seltener werden soll. Richtig angewendet gehört der Zügel ins Neutral – also auf den Pferdehals. Hackls Abklopfen mit dem Pad kenne ich aus dem Brannaman-Film und fand es auch da schon nicht wirklich sinnvoll und nicht zielführend. Das Pferd sollte das Pad und später den Sattel ja als etwas Angenehmes empfinden und nicht als etwas, wovon es genervt ist, so genervt, dass es den Menschen beisst oder tritt. Also würde das Abklopfen, wenn überhaupt, nur solange Sinn machen, bis das Pferd stehen bleibt und dann MUSS es aufhören, weil die Akzeptanz ja da ist. Hört es nicht auf, lernt das Pferd auch nicht. Im Endeffekt geht es ohnehin in erster Linie darum zum Pferd eine Beziehung aufzubauen, sich das Pferd zum Freund zu machen und so gar nicht raubtierhaft und zielorientiert ans Problem heranzugehen. Da ich selbst NHS unterrichte (mich aber bestenfalls als mittelmäßig einstufe) und dann im TV NHS-Methoden sehe, die dort sozusagen ad absurdum angewendet werden, so dass im Resultat eigentlich das Gegenteil von Natural Horsemanship herauskommt und ich aber zeitgleich bei Neukunden als jemand eingestuft werde, der genau das macht, was man im TV sieht, dann möchte man irgendwann schon sagen: „Nein, was ich mache, sieht zwar ähnlich aus, ist aber so ziemlich genau das Gegenteil.“ Techniken werden nämlich oft überbewertet – eigentlich geht es um andere Dinge: Beziehung und Kommunikation – auch aber nicht nur Gehorsam. Ich zitiere einfach mal Parelli (wobei Alfonso & Arien Aguilar, Thomas Günther, Jenny Wild oder Peer Claßen auch sehr toll sind). Parelli sagt: „Mache Deine Idee zur Idee des Pferdes, aber verstehe erst seine Idee.“ Seine Frau Linda sagt: „Gib dem Pferd, was es braucht und es gibt Dir, was Du willst.“ Ich unterrichte übrigens in der Tat ganz anders als die Pferdeprofis und auch, wenn ich mich für nicht für überragend halte (da gibt es viel bessere), weiß ich, dass man die im TV gezeigten Probleme meist in kürzester Zeit lösen könnte. Man braucht dafür selten drei Monate. Damit ein Pferd wie Andy nicht verkauft wird, ist es ohnehin der falsche Ansatz, am Pferd herumzuerziehen, denn das nützt ja nur dem etwas der es macht und Andys Besitzerin hat nach wie vor Angst vorm eigenen Pferd, was über ein halbes Jahr von zuhause weg war. Ich arbeite mit den Besitzerin zusammen und gebe oft genug nur alle zwei Wochen eine Stunde oder seltener. Die Schüler bekommen Hausaufgaben, die sie leicht bewältigen können: Nach wenigen Wochen, manchmal sogar nach wenigen Tagen, selten schon nach ein paar Stunden ändert sich etwas dadurch und die Probleme lösen sich in Luft auf. Auch, wenn ich durchaus tolerant bin bei Methoden, die anders sind, aber fürs Pferd genauso gut funktionieren, so muss ich dennoch eingestehen, dass ich es vielleicht schon zuweilen belächele, wenn man 10 Wochen oder drei Monate an einem Pferd herumdoktort und es hat sich immer noch kaum etwas geändert, z.B. mit einem Zahnstocher als Impfvorbereitung - kommt übrigens auch aus dem Parelli-Programm und klappt hervorragend, wenn man weiß auf was man achten muss. Weiß man das nicht, steigt das Pferd eben immer noch, wenn der Tierarzt kommt. Also war das ja eigentlich Zeitverschwendung. Das ist meine Kritik an der VOX-Serie und die hat nichts mit dem Schnitt zu tun. Ich habe nichts gegen die Profis als Person und habe auch keine besondere Freude am Lästern, eigentlich kommt es sogar öfter vor, dass ich von anderen Trainern regelrecht schwärme. Aber manchmal sage ich auch: „Das geht anders nicht nur BESSER, sondern auch viel SCHNELLER.“ ZWEI MONATE, um einem Fohlen ein Halfter anzuziehen, ist ja ein weiteres Beispiel, wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann.

im Februar 2015

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