Beitrag aus den 12-Oaks-News 2/2015:
Jeder darf in einer Demokratie Kritik öffentlich äußern, solange diese auf Tatsachen beruht und nicht beleidigt. Der Gesetzgeber unterscheidet nicht bei den Personen, die kritisieren, sondern nur bei den Kritisierten, wie groß das Ausmaß der Kritik sein darf. Gerade die Attentate in Paris (Charlie Hebdo) haben dazu geführt, dass noch einmal dargelegt wurde, dass selbst der Papst es sich gefallen lassen muss, dass man ihn unvorteilhaft in Karikaturen abbildet. Gleiches gilt natürlich auch für Personen, die im Fernsehen auftreten. Es geht bei Prominenten darum, dass die Öffentlichkeit ein Recht auf Informationen hat. Bei Menschen, die allerdings regelrechte Botschaften vermitteln, hat diese Unterscheidung noch einen völlig anderen Hintergrund. Wenn es verboten werden würde, Kritik an Personen zu äußern, die in so genannten Help-Formaten auftreten, dann findet Meinungsbildung nur über diese eine Meinung statt. Die Folge wäre, dass die Meinung und die Praktiken, die z.B. die Pferdeprofis im TV zeigen zu Standards werden und damit auch tierschutzrechtlich relevant sein könnten.
Auffällig ist, dass wenn man auf der Websites des Profis schaut, findet man als höchste Qualifikation den Rittführer, also das Begleiten von Ausritten. Ein USA-Aufenthalt ist keine Qualifikation, weil es auch in den USA natürlich hochqualifizierte und weniger hoch qualifizierte Trainer gibt und man bei manchen Trainern viel mit Pferden arbeitet und bei anderen Ställe mistet und Zuschauen darf, um es einmal extrem zu formulieren.
Da die Sendung "Pferdeprofis" potentiell ein Millionenpublikum erreicht, würden also Personen ohne Ausbildung Standards in der Pferdeausbildung setzen und nicht die Personen, die diesen Beruf gelernt haben - fatal.
Genau aus dem Grund darf man die Kritik an einem Trainer, der in der Öffentlichkeit steht nicht damit vergleichen, wenn ein Trainer den Trainer von nebenan niedermacht. Im ersten Fall geht es darum, dass man einfach an der öffentlichen Meinungsbildung teilnehmen will, im zweiten Fall könnte man unterstellen, dass der eine dem anderen die Kunden stehlen will (aber auch hier: Verboten ist das nicht). Denn auch hier ist es durchaus denkbar, dass der eine Trainer den anderen Trainer deswegen kritisiert, weil er schlechte Arbeit macht und die Kritik berechtigt ist. Aber, da wir als Trainer nicht den Anschein erwecken wollen, dass wir es nötig hätten, sagen wir eben oft genug nichts dazu. Manche von uns, die Kritik an den Pferdeprofis äußern, arbeiten selbst als Trainer, was uns natürlich schon das Gefühl vermittelt, uns auf dünnen Eis zu bewegen, weil auch wir dann als Person in Frage gestellt werden und das obwohl wir gar nicht im TV sind.
Dennoch finde ich, dass Trainer sogar verpflichtet sind, Stellung zu beziehen, wenn im Fernsehen diskussionswürdige Thesen aufgestellt werden. Deswegen möchte ich hier noch einmal festhalten: Wir wollen nicht, dass die Sendung abgesetzt wird, sondern wir haben lediglich eine Stellungnahme gefordert. Da die Pferdeprofis seit Wochen im Geschütz der Kritik stehen, würde eine solche Stellungnahme, die Situation entschärfen - nur das ist ein konstruktiver Umgang mit Kritik.
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