Mittwoch, 21. Dezember 2016

Unterricht zwischen hui und pfui: Vom Los einer Reitlehrerin

Man kann es ja nicht jedem Recht machen und es gibt ja Menschen, denen es niemand recht machen kann. Als Dienstleister versucht man es aber selbst bei diesen Menschen und schluckt so einiges wortlos runter. Habe ich zumindest bei einer Kundin gemacht, die erstaunlicherweise zwei Jahre bei mir Unterricht genommen hat. Erstaunlich deswegen, weil ich schon nach der ersten Stunde mit gerümpfter Nase kritisiert wurde, als ich nach dem Unterricht ein Jungpferd ritt: "Ist das normal, wenn das Pferd sich beim Travers verwirft", wurde ich gefragt und ich dachte im Stillen: "Ja, solange das Pferd in der Ausbildung ist, kommt das durchaus vor." Alsdann schwieg ich nicht nur dieses erste Mal, sondern immer und immer wieder bei ähnlichen Bemerkungen. Ich wurde deswegen sogar schon von anderen Kunden gefragt, warum ich mir das gefallen ließe und ich antwortete regelmäßig, dass ich ja schlecht Kunden wegschicken könne und zwischendrin war sie ja kurzfristig weder verletzend noch beleidigend. Es kam zuweilen auch Lob von ihr, sogar ins Gästebuch hinein geschrieben. Daher sind wir sogar ein paar mal zusammen zu einem Horsemanship-Stammtisch gefahren.
Die junge Frau, die so gut sah, was bei anderen (noch) nicht perfekt lief, war selbst weit davon entfernt perfekt zu sein und mit Ihrem eigenen Pferd lief es alles andere als glatt. Bei diesem konnte man z.B. nicht die Zügel lang lassen, dann schoss der Isländer sofort im Affenzahn los.



Wohlgemerkt: Die junge Frau hatte explizit Natural-Horsemanship-Unterricht bei mir gebucht und da gehört es einfach dazu, dass man ohne Kopfstück oder zumindest in allen Gangarten am langen Zügel reiten kann. Ich hatte auch gute und erprobte Ideen, wie man das hinbekommt, aber es klappte nicht auf Anhieb und das war dann natürlich meine Schuld. Meinen Verdacht, dass es Leute gibt, die nicht so gut Kritik vertragen können, behielt ich mal wieder für mich und wies daher lediglich darauf hin, dass es für Pferde nicht angenehm ist, wenn sie einen Dauerzug spüren - ob mit oder ohne Gebiss. Darauf bekam ich im pampigen Ton zu hören: "Ich muss ja nicht alles nach Natural Horsemanship machen." Nein, das muss sie wirklich nicht, aber was will sie dann bei mir? Warum geht sie nicht woanders hin?
Das tat sie parallel zum Unterricht bei mir übrigens bei zahlreichen Trainern. Jedes Mal danach bekam ich während des Unterricht zu hören, warum z.B. bekannte Trainer wie Peter Kreinberg auch nichts taugen. Ich schluckte auch hier den passenden Kommentar herunter, der wäre gewesen, dass ich Reitunterricht erteile und keine Seelsorge oder Meckerstunde über andere anbiete. Ich schwieg hingegen mittlerweile gewohnheitsmäßig und stimmte wiederholt weiteren Unterrichtsstunden zu - man lebt ja schließlich davon.
Da es partout nicht klappen wollte mit dem Reiten am langen Zügel, bot ich an, dass ich mich einmal auf die Islandstute drauf setze und ihr werdet nicht glauben, was ich da mit meinen gerade einmal 75 kg zu hören bekam: "Ich habe ja schon Bedenken, wenn ich mich mit meinem Gewicht auf das Pferd draufsetze, aber Dich lasse ich ganz sicher nicht da drauf." Das ging jetzt richtig unter die Gürtellinie - nicht, dass ich finde, dass ich zu schwer bin, sondern weil mein Fett komplett am Bauch sitzt und das natürlich bei mir ein wunder Punkt ist - bin ja auch nur eine mehr oder weniger eitle Frau.
Dennoch habe ich auch das (mittlerweile gekränkt und innerlich grollend) heruntergeschluckt, um dann doch mit der jungen Frau noch einmal zu einem Stammtisch zu fahren, weil mein Auto kaputt war und sie mir angeboten hatte, mich mitzunehmen. Auf der Rückfahrt beklagte sie wieder die Unzulänglichkeiten des eigenen Pferdes und sagte mir dann ins Gesicht: "Genau aus dem Grund suche ich ja einen guten Trainer." Und da (endlich, wie ich finde) ist es dann doch aus mir herausgeplatzt, dass ich z.B. ja wohl selbst sehr wohl eine gute Trainerin bin, aber das von mir Unterrichtete einfach nichts nützt, wenn der Schüler sich weigert, den Lerninhalt auch umzusetzen und stattdessen alles, jedes und jeden so lange diskutiert, bis man eine unbezahlte Stunde hinten dran hängen muss - mal abgesehen von ellenlangen Fragen, die mir auf Facebook gestellt wurden, was ja auch unbezahlte Arbeitszeit ist.
Das ist jetzt alles schon ein Jahr her, aber gestern hat diese Frau mich doch wirklich sogar auf Facebook in einem öffentlichen Kommentar auf mein Gewicht "angesprochen". Ich war fassunglos: Ich hatte den Blogbeitrag "Ist Turnierreiten Tierquälerei?" geteilt (was es nicht ist) und wurde selbst der Tierquälerei bezichtigt, weil ich unseren Lucky bei einer Größe von nur 1,35 m bei drei, vier Turnieren in der Reining geritten bin, weil mein eigenes Pferd fast die ganze Turniersaison krank war. Ihr könnt Euch sicher denken, wer die Kritikerin war ... siehe oben.
Sabrina mit Tochter und dem Spanier ;-)
Und gekränkt wie ich war, könnt ihr euch sicher vorstellen, wie ich mich stundenlang über diese Unverfrorenheit aufgeregt habe - erst per PN bei einer Bekannten, dann bei meinen Kindern und dann trudelte eine Nachricht von einer anderen Kundin ein, die mein Buch lobte (also die Satire). Sie hätte 2,5 Stunden an einem Stück gelesen, weil sie das Buch nicht hätte weglegen können (siehe ganz unten) und wüsste nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollte. Das hat wirklich soo gut getan und kam genau im richtigen Moment. Diese Kundin - Sabrina - muss also spätestens jetzt unbedingt mit hinein in meinen Themenmonat "Lieblingskunden", denn sie ist das exakte Gegenteil der jungen Dame, von der ich eingangs erzählt hatte. Sabrina ist nicht nur selbst sehr lernbegierig, sondern empfiehlt mich auch überall weiter, was mich immer wieder riesig freut. Die beste Empfehlung war aber die an ihre eigene Tochter, die im Sommer bei den Reitferien bei uns war und sich mit zwei Freundinnen schon fürs Sommercamp 2017 angemeldet hat.
Darauf kann man sich laut Sabrina wohl etwas einbilden, weil Sabrinas Tochter sooo schnell wohl nicht zu begeistern sei, wie mir Sabrinas sogar ins Gästebuch geschrieben hat (siehe unten). Ich freue mich unendlich über all das Lob, ihre Empfehlungen und auch, dass Sabrina eine der Ersten war, die meine beiden Bücher gekauft hat (siehe ganz unten - darunter auch Links zum Thema wie viel Gewicht ein Pferd tragen kann).

Wisst ihr, was mich aber manchmal nachdenklich stimmt: Man investiert doch oft so viel mehr Zeit, indem man sich über unangenehme Dinge oder unangenehme Leute aufregt, als man darauf verwendet, das Positive im Leben zu loben bzw. zu würdigen. Oft genug nimmt man doch die schönen Dinge für selbstverständlich. Wer fleißig im Themenmonat "Esoterik" mitgelesen hat, der weiß auch, dass sich - zumindest nach dem Gesetz der Anziehung - das im Leben verwirklicht, was man betrachtet. Deswegen wird das mein guter Vorsatz fürs neue Jahr: Ich schaue ab jetzt intensiver die Dinge an, die gut laufen und freue mich auch viel mehr als bisher über die vielen netten Kunden, die ich in vieler größerer Anzahl habe als die wenigen, die einen zur Verzweiflung bringen. Ab 2017 werde ich die Netten nicht mehr als selbstverständlich nehmen, was zwar menschlich, aber unklug ist.

Nun der Text aus Sabrinas Nachricht, über den ich mich freue wie "Bolle" - im Foto rechts seht ihr den Gästebuch-Eintrag über den ich mich bald noch mehr freue: Es war uns eine Ehre.

So liebe Nicola. Jetzt habe ich in 2,5 Stunden dein Buch gelesen. Aufhören ging leider nicht...! Was soll ich sagen? Das ich gerade nicht weiß ob ich lachen ( ich liebe gute Satire), oder weinen soll( ich bin Mutter zweier Kinder). Gerade ist mir ehrlich gesagt mehr zum Zweiten zumute. Diese unvorstellbare, lächerliche Bürokratie auf dem Rücken einer Mutter auszutragen; Da stellen sich mir die Nackenhaare auf. Andere feiern Weihnachten, ihr esst Nudeln. Finde den Fehler.....! Ist ein Ende in Sicht? Das Buch werde ich natürlich weiterempfehlen. Lg Sabrina

Und wie gut, dass das mit dem Weniger-Beklagen ein Vorsatz fürs nächste Jahr ist, dann kann ich ja dieses Jahr nochmal nach Herzenslust meckern. Sabrina mag nämlich Satiren und das muss man den ärgerlichen Dingen im Leben lassen: Wenn man etwas Lustiges oder auch Satiren schreiben will, dann sind die ärgerlichen, frechen und gemeinen Geschehnisse des Lebens dafür viel, viel besser geeignet.
Deswegen hier eine andere Kundengeschichte, wo ich mich (zumindest hier im Blog) mal so richtig auslassen musste:

Kundenauftrag: Strahlen im Gesicht zum Pauschalpreis

Und weil bekanntlich alle guten Dinge drei sind, gibt es noch eine dritte mehr oder weniger amüsante Kundengeschichte, bei der man eigentlich nur denken kann: "Darf es denn wahr sein?" Die dritte Meckergeschichte findet ihr in meinem Buch "Pferde vermenschlichen - aber richtig". Das andere Buch im Link unten ist die Satire, die Sabrina in ihrer PN erwähnt hat.
Wahrscheinlich kennt ihr die Bücher ja schon. Falls sie euch ebenfalls gefallen haben, freue ich mich über eine positive Bewertung bzw. Rezension bei Amazon - dafür auf eins der Bücher klicken - mit dem Anklicken ist es nicht gekauft, sondern man landet nur bei Amazon auf der entsprechenden Buchseite.




Hier auch noch die versprochenen Links zum Thema: Wie viel Gewicht trägt ein Pferd:




  1. http://www.eulenmuehle-proequis.de/brennpunkte/brennpunkte/artikel04.html
  2. http://icelandreview.com/node/82415
  3. http://www.taunusreiter.de/FR_Gewicht.html
  4. https://www.propferd.at/main.asp?VID=1&lng=1&kat1=96&kat2=643&NID=641

Der Vierte ist der Strengste, wo die ersten drei noch von einem durchschnittlichen Gewicht von 25 Prozent des Körpergewichts des Pferdes ausgehen, besagt der Vierte das es (von Ausnahmen abgesehen) nicht mehr als 20 Prozent des Pferdegewichts sein sollten (das Ergebnis des Vierten wird allerdings im 3. Link widerlegt, wo Studien auf 31 Prozent des Pferdegewichts kamen). Drei mal dürft ihr raten, was die Ausnahmen sind - genau, es sind einerseits die Pferde mit einer sehr kräftigen Muskulatur (mir fällt da der Quarter ein) oder feingliedrige Pferde von bestimmten Rassen - nämlich den Vollblütern und Arabern, die zwar ein "dünnes" aber sehr, sehr kräftiges Muskelgeflecht haben. Dreimal dürft ihr raten, welche Rasse Luckys Mama ist: ein Quarab - als ein Mix aus Quarter und Araber. Die junge Dame hat meinen Gegenkommentar, dass ich Lucky ja nur während der Prüfungen geritten bin und Larissa abgeritten ist als Schuldeingeständnis dafür gesehen, dass ich wüsste, dass ich mit dem Ausleihen des Ponys etwas Böses mache. Ich sag ja immer: "Facebook ist moderne Inquisition" - passt auch gut zu meiner Satire.
Den Kommentar, dass Larissa ihn abreitet, weil sie ihn ja trainiert und er möglichst nicht verwirrt werden soll, weil ja jeder seine Hilfen ein kleines bisschen anders gibt, hätte ich mir auch ersparen können. Richtig lustig wurde es aber, als der Admin den Beitrag gelöscht hat, weil ich ihn ob der Beleidigungen zuvor gemeldet hatte. Da ging dann richtig die Post ab und meine liebenswerte junge Dame hat dann einen eigenen Post gemacht und darüber gewettert, dass sie das ja so armselig finden würde, wenn ich - nur weil mir die Argumente ausgingen - einfach den Post lösche: Es vergingen keine zwei Minuten dann war ihr Post auch gelöscht. Ich sag ja: die negativen Dinge im Leben sind oft eben auch die Lustigsten und solange man seinen Humor behält, darf man ruhig auch mal meckern ;-) Und ich  breche ja gerne Tabus, aber ich finde auch Trainer dürfen mal meckern, denn mit 30 Euro hatte man eine Unterrichtsstunde gebucht und der Trainer hat nicht seine Seele verkauft.

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