Mittwoch, 21. Juni 2017

Hat das Mustang Makeover womöglich das Rad neu erfunden?


Gestern habe ich mich ja in Videobeispielen von Clinton Anderson darüber ausgelassen, dass man beim MMO über Blick in die Glaskugel erkennen will, WIE die Pferde im Vorfeld trainiert wurden: Das MMO im Kampf gegen das Grundgesetz

Heute (am 29.6.17) habe ich auf der MMO-Seite die Prüfungskriterien entdeckt und lese: "Das MUSTANG MAKEOVER möchte Grenzen öffnen und neue Maßstäbe in der Bewertung von Wettbewerben setzen."
Dort ist zu lesen: "Der Begriff Pflichtprüfungen wurde verwendet, um deutlich zu machen, dass diese absolviert werden müssen, um am großen Finale teilzunehmen. Der Begriff Pflicht bedeutet nicht, dass die Aufgaben perfekt ausgeführt werden müssen."

Queenie mußte letztes Wochenende nicht korrekt laufen, weil 1. Turnier für sie
Was glaubt der Veranstalter denn, wie das auf normalen Turnieren ist? Wenn man etwas perfekt schafft, dann ist man Deutscher Meister und um Deutscher Meister zu werden, muss der Reiter sich erstmal drei Jahre lang durch mehrere Leistungsklassen hochreiten, um überhaupt an einer Meisterschaft teilnehmen zu dürfen und da hat man dann z.T. knapp 100 Konkurrenten.
Das Pferd muss ebenfalls jahrelang ausgebildet werden: Bei der EWU z.B. sind die Jungpferde ein Jahr unterm Sattel, bevor sie auf Turnieren vorgestellt werden dürfen (4-jährig). Im Alter zwischen 0-3 Jahren werden sie selbstverständlich am Boden bereits auf ihr Leben als Reitpferd vorbereitet (angefangen vom Vertrauensaufbau, Hufe geben bis zum Muskelaufbau am Boden, bevor sich da ein Reiter drauf setzt). Wenn also das MMO neue Standards setzt, ist dass dann so, dass das, wofür man sich auf regulären Turnieren Jahre Zeit lässt, jetzt in drei Monaten durchgepeitscht werden soll? Der Faktor Zeit ist nämlich der einzige Unterschied, der sofort ins Auge fällt. Das Mustang Makeover schreibt sich m.E. angebliche Neuheiten auf die Fahnen, die bei jedem anderen Turnier bereits Standard sind. Coole Geschäftsidee - sollte ich vielleicht auch mal versuchen: Auf den Markt gehen und als Marktschreier rufen: "Ich habe eine Alternative zur Kutsche gefunden. Nehmt doch einfach das Auto." Mir fallen nur zwei Erklärungen ein, warum so für das Spektakel im August geworben ist: Entweder kennt der Veranstalter sich im Turniersport nicht aus oder es ist einfach ein höchst aggressives Marketing, um auf Kosten der regulären Turnierreiter das eigene Event zu vermarkten.
Ich zitiere noch einmal aus obiger Website, wonach den Pferden die Möglichkeit gegeben werden soll, weitere Ausbildungsschritte zu machen, zu lernen und sich zu entwickeln. Zitat: "Das geht (..) nur, wenn wir Regeln erweitern und den Trainern Möglichkeiten bieten, individuell auf die Bedürfnisse ihres Schützlings einzugehen."

Also unser eigener sechsjähriger "Schützling" Queenie hatte am Wochenende auch sein erstes stinknormales Turnier. Dabei hatten wir ebenfalls die Wahl, dieses ganz individuell zu gestalten: Wir hätten sie vierjährig bzw. fünfjährig in Jungpferdeprüfungen starten können mit ultraleichten Pattern, hatten aber seinerzeit keinen Platz im Hänger frei, weil in den letzten beiden Jahren immer Lucky und Fancy mit auf den Turnieren waren.
Der Veranstalter der Null-Acht-Fuffzehn-Turniers-ohne-Mustangs hat uns aber deswegen letztes Wochenende nicht ätschi-bätsch weg geschickt, sondern wir hatten auch mit einem sechsjährigen Pferd noch jede Menge Wahlmöglichkeiten. Man darf ja sogar mit einem zwanzigjährigen Pferd an einer Greenhorse-Prüfung teilnehmen, wenn es turnierunerfahren ist. Und dann kann man noch wählen zwischen den diversen Disziplinen. Reining, Westernriding und Superhorse haben wir weg gelassen und dafür das gewählt, was das Pferd auf keinen Fall überfordert: Showmanship, Horsemanship, Pleasure, Trail und Ranchriding und dann auch nicht gleich ein AQ-Turnier, sondern für den Anfang ein C-Turnier gewählt, wo die Pattern leichter sind.

Die Ranchriding haben wir sogar spontan weg gelassen, als wir merkten, dass es unserem "Schützling" zu viel wurde (nicht die Prüfungen, das Warten zwischendurch passte ihr nicht). Ich habe sie dann einfach mittags nach Hause gefahren und Lucky ist die genannte Ranchriding gegangen. Man hätte auch die 13,50 Euro pro Prüfung zahlen und gar nicht starten dürfen - auch fürs spontan nicht antreten wird auf regulären Turnieren niemand erschossen.
Auch was ein Reiter in der Prüfung macht oder nicht macht, entscheidet er immer noch selbst: In der Pleasure hatte Queenie den Kopf hoch genommen und wurde relativ schnell. Klar hätte meine Tochter Larissa das durchsetzen können, dass sie nachgibt und langsamer läuft. Aber sie hat entschieden, das Pferd in Ruhe zu lassen und niemand hat sie deswegen schräg angesehen. Macht man doch gerne: Eine Pleasure nennen, damit sich das Pferd die Halle ansehen kann, während es nichts weiter tut, als im Kreis zu laufen. Und wenn es das im Affenzahn macht, gibt es eben keine Schleife - na und? Fazit: Wo bitte ist jetzt der Unterschied vom MMO zu normalen Turnieren?

Ich zitiere noch mal: "Wir müssen natürlich einen Prüfungsablauf vorbereiten, denn sonst können wir die Teams nicht miteinander vergleichen oder bewerten. Alle Prüfungen werden sowohl in der A-Note (Schwierigkeitsgrad) und der B-Note (Ausführung) bewertet. Einen Zusatzpunkt kann der Trainer je Aufgabe erhalten, wenn er sie für sein Pferd gut gelöst hat." Was gut gelöst ist, erfahren wir leider nicht. Also ihr dürft mich schlagen, aber ich finde beim besten Willen den Unterschied zum regulären Turniersport nicht, außer den, dass man im Regelbuch des 08/15-Turniers auf über 150 Seiten nachlesen kann, was man unter "gut gelöst" zu verstehen hat.

Nehmen wir zum Vergleich mal den Trail als Beispiel für eine gescorte Disziplin, bei der das Pferd-Reiter-Paar  mit 70 Punkten in die Prüfung geht. Wird die Aufgabe harmonisch gelöst, bekommt man pro Aufgabe eine "Null", ist es ein erhöhter Schwierigkeitsgrad und immer noch harmonisch, bekommt man + 0,5 oder + 1 oder + 1,5. Je harmonischer desto mehr Plus und wofür es Plus gibt, kann man nachlesen: Der durchhängende Zügel und unsichtbare Hilfen sind da nur zwei Beispiele. Ist es unharmonisch dann - 0,5 bei ein bisschen unharmonisch, - 1 bei unharmonisch und 1,5, wenn es furchtbar aussah: Ständiges Schweif schlagen, permanentes Maul aufreißen, abgehackte, mechanische Schritte sind weitere Beispiele, die im Regelbuch aufgelistet werden.  Außerdem kann es noch Penaltys geben: Einen Strafpunkt gibt es, wenn das Pferd im Trail eine Stange anstößt und mehr wenn man das Tor loslassen musste oder wenn das Pferd den Gehorsam verweigert. Zusammenfassen lässt sich das 08-15-Regelbuch wohl unter dem Begriff "Harmonie". Aber das Mustang Makeover scheint das Rad nach eigenen Aussagen wohl neu erfunden zu haben, denn nur beim Mustang Makeover geht es angeblich um "gegenseitiges Vertrauen, spürbare Harmonie zwischen Pferd und Reiter, Fair Play und Respekt des Trainers dem Pferd gegenüber, alle drei Grundgangarten" und - wie innovativ: Die Pferde müssen nicht geritten werden. Was bin ich froh, dass es im echten Turniersport echte und einsehbare Kriterien dafür gibt, was harmonisch aussieht und was nicht (siehe auch Buchausschnitt am Ende dieses Blogbeitrags) und ich da nicht vom "Gespür" eines amerikanischen Juroren abhängig bin (hat der eigentlich eine Richterausbildung?)
Es darf auch mal eine Prüfung am Boden sein:
Outfit für Showmanship at halter / Schleife WHS

Wenn ich mitten in einer Prüfung dem Pferd zuliebe absteige, dann werde ich immer noch nicht erschossen, sondern kriege ganz einfach nur einen Nullscore, ohne deswegen schief angesehen zu werden. Meistens werde ich noch nicht einmal aus der Arena geschickt, sondern darf den Parcours zuende absolvieren bzw. dem Pferd das Hindernis zu Fuß zeigen, wovor es sich ängstigt. Beim landläufigen Westernverband kann ich mich aber auch von Vorneherein für eine Prüfung entscheiden, wo der Parcours  Zu-Fuß absolviert wird. Ist für den Richter auch leichter, der dann keine Äpfel mit Birnen vergleichen muss: Trail an der Hand oder Showmanship at halter z.B. - wer hätte das von den bösen Turnierreitern gedacht?
Jetzt wird der Trainer, der beim so pferdefreundlichen MMO in einer ursprünglichen Reitprüfung absteigt beim MMO zwar nicht disqualifiziert, aber ins Finale kommt er wohl auch nicht mehr, weil jeder, der reitet, drei Bonuspunkte schon dafür bekommt, dass er geritten ist - anscheinend egal wie er geritten ist. Das soll eine Verbesserung sein? Nun dürfen die Trainer beim MMO bei jeder Aufgabe Schwierigkeitsgrade von leicht bis schwer wählen und erhalten Plus für den Schwierigkeitsgrad - wie viel Plus das ist, war leider nicht ersichtlich. Haben wir endlich einen Unterschied zum regulären Turniersport gefunden?
Ob die Mustangs über Nacht auch wie Batman aussehen,
damit die Zöpfchen sich nicht lösen? 
Leider nein, denn die Wahl zwischen leichten und schweren Prüfungen ist auch im regulären Sport so gar kein Novum, denn wir konnten am Wochenende auch entscheiden, ob wir einen Greenhorse-Trail nennen oder die Sonderprüfung Ranchtrail oder wie wir es gemacht haben von Anfang an eine Leistungsklasse-1-Prüfung, weil das Pferd ja schon drei Jahre unterm Sattel ist. Trotz reichlicher Trailerfahrung auf dem heimischen Reitplatz und Larissa Beteuerung, dass Queenie Galoppstangen mit links schafft, ist Folgendes passiert: Queenie hat über dem Galopphindernis so viel Fahrt aufgenommen, dass sie fast an einem Hindernis vorbei galoppiert ist, durfte aber rückwärts gerichtet werden (hat die Richterin Larissa extra zugerufen, weil sie wusste, es ist das erste Mal fürs Pferd) und auf Umwegen ins nächste Hindernis einparken, hat dafür sogar statt Nullscore für ein zusätzliches Manöver nur einen Punkt Abzug in der Wertnote plus Penaltys bekommen. Wenn meine Tochter Larissa nicht auch noch rechts und links bei der später folgenden Drehung verwechselt hätte, wäre es sogar noch ein wertungsfähiger Ritt geworden. Aber bei menschlichen Fehlern ist dann auch die Geduld einer sehr netten Richterin irgendwann überstrapaziert. Ich nehme aber jetzt einfach mal an, dass Mustangs so besonders sind, dass solche Pannen mit denen nicht passieren, weil die sind ja so menschenbezogen (noch menschenbezogener als Queenie will ich aber gar nicht. Das ist ja so schon lästig, wenn die einen auf Schritt und Tritt verfolgt). Oder aber man unterstellt uns aufgrund dieses Hindernis verfehlens jetzt, wir hätten dem Pferd im Vorfeld des Turniers irgend etwas Schlimmes angetan. Ihr wisst schon: die MMO-Glaskugel aus dem Blogbeitrag gestern, weil die ja hellsehen können.

Das Mustang Makeover schreibt, das jedes Pferd individuell gesehen werden soll und man es weder unter- noch überfordern sollte. Danke Mustang Makeover, dass Du uns darauf aufmerksam machst. Das haben wir vorher wirklich nicht einmal ansatzweise erahnt, dass man darauf Rücksicht nehmen sollte.

Nun aber zu den Aufgaben, die man auf obiger Seite findet. Auch das ist fast identisch mit einer 08/15-Jungpferdeprüfung: alle drei Grundgangarten, Hinterhandwendungen und Seitwärts - genau wie beim MMO, nur eben mit einer Vorlaufzeit von drei statt zwölf Monaten, die auf normalen Turnieren üblich sind. Ist das wirklich das Ziel des MMO, die Trainingszeit von jungen Pferden auf ein Viertel zu verkürzen? Denn das ist beim besten Willen - abgesehen von der mangelnden Transparenz - der erste Unterschied, der wirklich ins Auge fällt.

Am Vortag: Stippvisite, um dem Pferd das Gelände zu zeigen
Aber die kurze Ausbildungszeit ist ja halb so wild, denn das Pferd muss nach wenigen Wochen unterm Sattel zwar ein Turnier gehen, aber das Mustang Makeover ist ja im Gegensatz zum normalen Turnier so nett, keine Perfektion zu erwarten, denn man schreibt: "Hier geht es nicht um die korrekte Ausführung einzelner Aufgaben ....." Also unser Jungpferd ist jetzt drei Jahre unter dem Sattel und hat weiß Gott nicht alles korrekt ausgeführt, aber in der Westernhorsemanship hat sie trotz kurzfristigem Außengalopp ein Schleifchen bekommen und wenn ich mir reguläre Jungpferdeprüfungen für 4-5jährige anschaue (wohlgemerkt: ein bis zwei Jahre unterm Sattel), kann von korrekter Ausführung oft genug ebenfalls keine Rede sein. Der Eine, der es halbwegs korrekt schafft, der gewinnt halt und alle anderen sind auf zweiten, dritten .. sechsten Plätzen oder gar nicht platziert - was soll's? Ich war auch schon Letzte und habe mein Pferd trotzdem gelobt.

Aber nun erwähnt das MMO auch noch das Thema Nachgiebigkeit, denn es heißt weiter: Hier geht es nicht um Korrektheit, "sondern darum zu sehen, ob die Pferde nachgiebig sind, auf Druck /  Anfrage hin weichen können." Holla die Waldfee, das sind ja hehre Ziele nach durchschnittlich gerade einmal sechs Wochen unterm Sattel (die fünf Wochen davor dürften ja Bodenarbeit und Vertrauensaufbau sein).
Nachgiebigkeit mit zwei Pferden in Richtung Apfel

Die Nachgiebigkeit ist das Ziel jeder (Western-)Ausbildung, aber bis DAS wirklich weich und auf kleinste Zeichen funktioniert, braucht es Jahre. Wenn nun ein Pferd nach gerade einmal drei Monaten Ausbildungszeit beim Mustang Makeover schon so richtig nachgiebig wäre, dann würde ich mich allen Ernstes fragen, ob es da mit rechten Dingen zu gegangen ist.

Jetzt brüstet sich diese MMO-Trainer-Challenge auch noch damit, dass Trainer sich mit ein, zwei Schritten rückwärts zufrieden geben dürfen. Ja, was glauben die denn, was wir Otto-Normalturnierreiter so machen? Ganz genau: Wenn das Pferd zäh rückwärts geht, sind wir froh, wenn wir das Manöver überhaupt zeigen konnten und wenn es nur ein Mini-Schrittchen war - Hauptsache gezeigt und eine Wertung erhalten. Wir haben mit zwei Rückwärtsschritten auch schon eine Schleife erhalten - nur fehlen dürfen die Rückwärtstritte nicht. Erst dann ist es "Out of Pattern" und damit ein Nullscore - ja, ein Nullscore ist es auch dann, wenn der Ritt an sich sehr harmonisch war, aber es sollte ja auch den Reitern gegenüber fair sein.

Unser "Schützling" Queenie kann übrigens ziemlich gut fliegend wechseln und dreht beim Spin nach jahrelanger Vorbereitung auch gar nicht so schlecht, aber wir haben weder eine Westernriding noch eine Reining genannt, weil zuhause und außerhalb einfach ein Unterschied ist und für diese Prüfungen ist nächstes Jahr ja auch noch Zeit. Was lese ich nun aber beim Mustang Makeover zum Thema "Großes Finale"? "Ein anderes Team kann vielleicht schon einen Spin oder einen Galoppwechsel. Wichtig ist am Ende immer die Ausführung und wie das Pferd auf die Hilfen reagiert." Oben stand doch noch, es ginge eben nicht um die korrekte Ausführung - was denn jetzt? Wer jetzt glaubt, meine Tochter und ich wäre Ausnahmen, der irrt. Wir sind mit unserer Einstellung auf regulären Turnieren nichts Besonderes: Die meisten sehen das so wie wir und entscheiden im Zweifel pro Pferd bzw. geben dem Pferd die Zeit, die es braucht.

Beim MMO gibt es noch nicht einmal Kriterien zur Ausrüstung
Eigentlich ist die Überschrift auf dieser MMO-Unterseite ja "Prüfungskriterien", aber genau die sucht man vergeblich: Der Veranstalter verliert kein Wort darüber, WORAN man diese Harmonie erkennt. Ich finde ja, dass die vom MMO den Mund ganz schön voll nehmen. Eigentlich habe ich gar nichts gegen dieses Event, aber dieses aggressive Marketing auf Kosten der Turnierreiter. DAS stört mich.

Zu diesem Thema habe ich ja vor ein paar Wochen mal ein Video gemacht. Da ich besser schreiben als quatschen kann, findet ihr unterhalb des Videos einen Auszug aus meinem Buch "Westernreiten meets Natural Horsemanship", in dem ihr nachlesen könnt, WIE auf regulären Turnieren Harmonie erkannt wird - da gibt es nämlich dann wirklich nachvollziehbare Prüfungskriterien. Beim Mustang Makeover lese ich hingegen nur, dass es fürs Finale überhaupt keine Vorgaben gibt. Da scheint der Willkür ja Tür und Tor geöffnet worden zu sein. Wenn das nun aber eine Alternative zum regulären Turniersport sein soll, dann bleibt mir nur eines vermerken:

Nein, danke. Es reicht ja schon, dass die Teilnehmer willkürlich nach Bekanntheitsgrad ausgewählt wurden. Willkürliche Sieger braucht die Welt dann wirklich nicht und da lobe ich mir den regulären Turniersport, wo man sogar mit Nur-einem-Pony ganz vorne dabei sein kann, denn auf dem Turnier, wo Queenie als Painthorse ihr Debüt hatte, wurde Larissa mit dem Pony Allaroundchampion.

Wer übrigens den Bericht von Queenies erstem Turnier nachlesen möchte, der kann den Bericht in unserem Turnierblog finden:




Auszug aus meinem Buch "Westernreiten meets Natural Horsemanship" aus dem Kapitel:

Das Regelbuch: Will der Turnierrichter Natural-Horsemanship-Pferde sehen?

Ich möchte hier nur stichpunktartig einige Kriterien, die auf Turnieren positiv bewertet werden  aufgreifen und benutze hierzu exemplarisch das Regelbuch der EWU. Das erste Kapitel greift das Thema Tierschutz und Startfähigkeit der Pferde auf. Die Pferde müssen gesund sein und man darf ihnen beim Training keine Schmerzen zufügen und auch keine Leistungen abverlangen, denen sie nicht gewachsen sind. Je nach Alter der Pferde dürfen Sie mit Jungpferden höchstens drei und mit Senior-Pferden höchstens sechs Prüfungen am Tag gehen.
Bei der Bewertung der Gangarten wird großen Wert darauf gelegt, dass das Pferd entspannt läuft. Als Beispiel steht bei einem schlechtem, also unerwünschtem Schritt (Walk), dass das Pferd mechanische oder zögerliche Bewegungen zeigt. Negativ wird auch ein zu eiliger Schritt bewertet. Bei einem guten Walk will der Richter eine flache Oberlinie sehen, wobei das Pferd losgelassen, wach und aufmerksam ist.
Beim Jog (Trab) gibt es sieben Abstufungen, die vom extrem schlechten Jog zum ausgezeichneten
Jog gehen. Bei einem durchschnittlichen Jog müssen die Füße gleichmäßig und diagonal auffußen. „Es zeigt eine ruhige Oberlinie und ist losgelassen, während es sich leicht dirigieren und gut vorstellen lässt.“ Ausgezeichnet ist der Jog dann, wenn die Bewegungen mühelos und effizient erscheinen. „Es tritt mit ausreichendem Raumgriff und berührt sanft den Boden. Das Pferd erscheint
zufrieden und losgelassen. (…) Es trägt sich mit einer leichten Schulter und einer gut untertretenden Hinterhand und einer ruhigen Oberlinie.“
Beim Galopp gilt eine geringe Knieaktion und ein leichtes nach hinten auffußendes äußeres Hinterbein noch als sehr guter Galopp. Ein ausgezeichneter Lope wird u.a. so beschrieben: „Dieses
Pferd wölbt den Rücken auf und hat einen starken, tiefen Sprung mit einem flachen Vorderbein. (….) Seine Hinterbeine fußen tief unter den Schwerpunkt. (…) Es zeigt ein hohes Maß an Leichtigkeit
bei guter Selbsthaltung.“
Diese exemplarischen Zitate zeigen, dass das Pferd locker und zufrieden sein muss und Zwang nicht das Mittel der Wahl sein kann. Gerade in der Disziplin Pleasure wird ja das Gangwerk der Pferde beurteilt. Es ist keineswegs so, dass das langsamste Pferd gewinnt. Zu Abzügen führen beispielsweise unkontrolliert hohes Tempo, übermäßig langsames Tempo (Verlust der Vorwärtsbewegung), Kopfhaltung des Pferdes zu hoch oder zu tief (Ohrenspitzen tiefer als der Widerrist).
Die Nase hinter der Senkrechten wird genauso negativ bewertet wie eine zu weit vorgestreckte Nase. Es führt aber auch zu Abzügen, wenn das Pferd stumpf, ausgemergelt, matt oder übermüdet wirkt.
Bei der Westernhorsemanship sollen ja Sitz und Einwirkung des Reiters beurteilt werden. Hierzu steht im Regelbuch 2014 der EWU: „Die Vorstellung soll kontrolliert und harmonisch wirken. Die
schnell aufeinander folgenden Manöver bedingen ein sehr ruhiges Grundtempo.“
Abzüge gibt es, wenn das Pferd Widerwillen zeigt, z.B. bei Kopf- oder Schweifschlagen und Maulaufsperren. Da hier vorrangig der Sitz des Reiters bewertet wird, gibt es Abzug bei starker oder übertriebener Hilfengebung sowie Abweichungen vom korrekten Grundsitz.
Beim Trail wird vorrangig nicht der Sitz des Reiters bewertet, aber hier ist Folgendes zu lesen: „Während sich die Pferde zwischen den Hindernissen befinden, sollen sie ausbalanciert sein und
Kopf und Hals in einer natürlichen, entspannten Position in Höhe des Widerristes oder leicht darüber tragen. Der Nasenrücken sollte nicht hinter der Senkrechten getragen werden, so dass der
Eindruck einer Einschüchterung entsteht. Widerstand gegen den Zügel wird ebenfalls negativ bewertet.“
Das Kapitel über die Disziplin Western Riding verlangt mehr vom Pferd als nur saubere, fliegende Galoppwechsel. Es beginnt mit folgenden Worten: „Western Riding bedeutet die Vorstellung eines
sensiblen, losgelassenen, sich mühelos bewegenden Pferdes. Das Pferd wird nach der Qualität seiner Gangarten und Galoppwechsel, nach seiner Durchlässigkeit, Feinheit, Veranlagung und Willigkeit
gegenüber dem Reiter (Harmonie) bewertet. Das Pferd soll bei dieser Aufgabe eine entspannte Kopfhaltung zeigen, die Zügelhilfen des Reiters willig annehmen und eine angemessene Beizäumung
im Genick zeigen.“ Ein leichter Kontakt zum Maul ist hier erlaubt.
In der Königsdisziplin Reining soll das Pferd sich mit wenig oder gar unsichtbaren Hilfen dirigieren lassen. „Positiv gewertet werden Weichheit, Feinheit, Haltung, …“ Ganze fünf Penalties (Strafpunkte) gibt es z.B. auch dafür, wenn der Reiter dem Pferd mit der Hand droht. Auch ein Aufsperren des Mauls (Sperrriemen sind im Westernreiten nicht zugelassen) oder übermäßiges Kauen führen zu Punktabzügen.
Es sei erwähnt, dass die im Nachwort aufgegriffene Debatte um lange oder kurze Zügel von der Disziplin abhängig ist. In der Ranch Riding, Westernriding oder auch der Westernhorsemanship ist eine Anlehnung durchaus möglich oder gar erwünscht.
Wem es in der Pleasure oder der Reining gelingt, seine Hilfen über Sitz und Bein zu kommunizieren (das Ideal im Natural Horsemanship), kann durch Längerlassen des Zügels durchaus punkten,
sofern das Pferd in Selbsthaltung läuft.
Bei der Disziplin Superhorse, die nur bei der EWU und nur in den Leistungsklassen 1 und 2 angeboten wird, weil hier Elemente aus mehreren Disziplinen gezeigt werden (Pleasure, Westernriding, Reining, Trail), sind nur Seniorpferde zugelassen (ab 7 Jahren). Auch hier werden unsichtbare Hilfen und williger Gehorsam verlangt.
Bei Jungpferdeprüfungen ist die Skala der Ausbildung ein entscheidendes Kriterium, die Sie auf S. 182 finden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Zielsetzung im Westernreiten nahezu identisch
mit der Zielsetzung im Natural Horsemanship ist. Im ersten Teil des Buches ging es um Vorurteile gegen das Westernreiten als Turniersportart und den Vorwurf, ein Pferd als Sportgerät zu missbrauchen bzw. Leistungen durch Einschüchterung zu erreichen.
Ich denke, dass man durch Einschüchterung immer nur zu Mittelmäßigkeit kommen kann (siehe Nachwort). Um ganz oben dabei zu sein, muss das Pferd die Leistung erbringen wollen. Wenn man
diesen Will-to-please nicht dem Zufall überlassen möchte, ist das Natural Horsemanship eine hervorragende Chance auch für mittelmäßig begabte Pferde.
Linda Parelli hat einmal gesagt, dass es vielen Menschen gelingt, ein Pferd zu einer bestimmten Leistung zu bringen, aber wem gelingt es schon, dass das Pferd diese Leistung erbringen will?
Genau das ist das erklärte Ziel des Natural Horsemanship. Weil es hier aber nicht nur um Techniken und das Erlernen der pferdischen Körpersprache geht, sondern auch um Psychologie und den Einsatz der inneren Energie, die bei uns zivilisierten Menschen immer mehr zu verkümmern droht, kommt vor dem intuitiven Handeln zunächst das theoretische Lernen, worum es im nächsten Kapitel geht.

Quelle - Regelbuch der EWU, Stand 2014:

Die Geschichte des Buches erzähle ich in:  Aus ethischen Gründen abgelehnt - zu Reininglastig

und HIER geht es zu einer ausführlichen REZENSION:

Da der Link http://www.mustangmakeover.de/mustang-makeover/pruefungskriterien/, den ich hiermit als Quelle für diese Prüfungskriterien nenne, zwischenzeitlich editiert wurde, hier ein Beleg als Screenshot, wie die Seite am 29.6.17 ausgesehen hat, als ich diesen Beitrag geschrieben habe:



Einen Blick ins Buch können Sie bei Books-on-demand werfen, wo es seit einigen Tagen als Bestseller gelistet wird:



Ich habe die Beiträge getauscht, damit der Bericht über das MMO-Finale nach oben kommt, aber hier ist er immer noch zu finden:





Das wurde beim Mustang Makeover als Vertrauen gehandelt. Ich finde, dass das Pferd keine Wahl hat, denn es ist blind -
würde es buckeln oder losrennen, dann bricht es sich womöglich alle Knochen (dies ist nur ein Ausschnitt - das ganze 
Bild ist hier: https://www.facebook.com/LuukTeunissenAusbildungszentrum/ - der Ritt auf Video bei echo-online.de)
Ungehorsam von Pferden gab es häufig beim
MMO - einen Ausschluß gab es auch dort
nicht und niemand wurde übers Knie gelegt,
wie es der MMO-Veranstaler hier fordert
Ich war ja nicht da, aber wenn man die Berichterstattung auf Facebook verfolgt, gewinnt man den Eindruck, als hätte es zwei Mustang Makeovers (MMO) am Wochenende gegeben. Die Einen schreiben, dass alles ganz, ganz toll war: Harmonische-Pferd-Reiter-Paare, ganz toll organisiertes Event und die Anderen behaupten das Gegenteil und berichten, sie hätten den Samstag mit Schlangestehen verbracht: Beim Essen, beim Trinken, beim Parken sowieso und dann auch an der Toilette, aber das hätte sich wohl schnell erledigt gehabt, denn am Ende hätten eh nur noch die Teilnehmer auf die Toilette gedurft, Zuschauer seien, als die Veranstaltung zuende war, von Türstehern am Toilettengang gehindert worden, so liest man auf Facebook.
Auch der Moderator war entweder ganz toll oder ganz schrecklich und man bekam sogar zu hören, dass er gegen die Turnierreiter gewettert hätte. Besonders die Englischreiter hätten ihr Fett wegbekommen, denn vom Moderator soll Rollkur und Sperrriemen angeprangert worden sein (was ich ja auch nicht befürworte, aber muss man immer von einem kleinen Prozentsatz der Reiter auf alle anderen schließen und derart die Konkurrenz anprangern? Der Moderator macht Selbiges ja auch auf seiner Facebook-Seite)
Genau das war ja auch mein Kritikpunkt am Mustang Makeover - nämlich, dass der Veranstalter im Vorfeld behauptet hat, dass das Mustang Makeover eine so viel bessere Alternative zum Turniersport sei, wo es keine aufgerissenen Augen und Mäuler und auch kein Pferdekopf hinter der Senkrechten geben sollte. Wie nicht anders zu erwarten, hat es all das aber sehr wohl beim MMO gegeben - sogar bei fast allen Ritten.
Es gab ein Filmverbot - noch nicht einmal die üblichen Ein-Minuten-Videos waren erlaubt, die einem auf einer Pferdemesse sehr wohl gewährt werden, aber man findet so einiges auf Youtube. Dieses Video zu Ernst-Peter Frey zeige ich Euch hier, weil es mich entsetzt, dass dort Trainer  für eine Arbeit am Pferd ausgepfiffen und ausgebuht wurden, die letztlich funktioniert hat - sogar sehr, sehr gut.




Ist ja immer nett, wenn sich herausstellt, was man die ganze Zeit schon gesagt hat: Was bin ich froh, dass es dieses Mustang Makeover gegeben hat, denn jetzt ist bewiesen, dass auf diesem Turnier der Nicht-Turnierreiter genau das passiert, was auf allen anderen Turnieren auch zu sehen ist: Es gibt Pferde, die dem Trubel gewachsen sind und es gibt Pferde, die zuhause möglicherweise wie ein Uhrwerk laufen, aber regelrecht durchdrehen, wenn es eine Messe bzw. eine Prüfung ist, was zu diversen Kontrollverlusten der Reiter geführt hat. Wenn meine Tochter unser Pony Lucky reitet, sieht das völlig anders aus, als wenn sie Fancy reitet, die einfach höher im Blut steht - aber es ist ein und dieselbe Reiterin (btw: Was bin ich froh, dass wir ihre Videos von Turnieren nicht nur filmen, sondern sogar hochladen dürfen).
Ernst-Peter Frey scheint ein ähnliches Pferd erwischt zu haben und es war spannend zu sehen, wie er das Problem im Laufe der Veranstaltung gelöst hat. Auch bei zwei anderen Trainern, von denen Teile der Facebook-Community "enttäuscht" waren, bin ich nach wie vor der Meinung, dass sie wirklich etwas von Pferdetraining verstehen, ihr Pferd bestmöglichst vorbereitet und nicht überfordert haben. Ich bin auch ein großer Fan der Gewinnerin, aber die beiden Ritte, die ich von ihr auf Videos gesehen habe, wären auf einem normalen Turnier entweder als nicht wertungsfähiger Ritt mit "durchgefallen" geendet: Denn der Weg wurde nicht zuende geritten, als das Pferd sich wälzen wollte. So nett das auch ist, wenn das Pferd sich wälzen darf: Out of Pattern ist out of Pattern. In einer normalen Prüfung hätte es auch zu Abzügen geführt, als ihr Pferd gebuckelt hat. Dennoch gratuliere ich ihr und gönne ihr den Sieg von Herzen, es war alles in allem dennoch schön anzusehen. Gleichwohl hätte ich andere auch eher vorne gesehen:

Pferd lässt Reiter nicht aufsteigen und reißt sich los


- Das Pferd von Thomas Günther, den ich in meinem Buch "Westernreiten meets Natural Horsemanship" zitiert habe, hat sich in der Prüfung vom Bodenarbeitseil losgerissen, als Thomas aufsteigen wollte, und ist Richtung Ausgang gelaufen, wurde dort von Helfern gestoppt und dann von Thomas wieder eingefangen, der den Trail dann doch noch ziemlich souverän bewältigt hat - bis auf die Schreckhindernisse, aber was haben die auch in einer Prüfung zu suchen, die für junge Pferde gedacht ist? In der nächsten Prüfung, die einer EWU-Jungpferde-Basis ähnlich war (allerdings müssen bei der EWU die Jungpferde noch nicht aus dem Galopp anhalten), ließ selbiges Pferd sich zunächst nicht vorwärts reiten und rannte kurz vor der Prüfung einige Meter rückwärts. Danach hat Thomas aber erneut einen recht guten Ritt gezeigt, den man in der EWU durchaus als wertungsfähig bezeichnet hätte. Ich muss auch sagen, dass es beachtlich ist, dass Thomas es geschafft hat, dass das Pferd derart nachgiebig am Gebiss war. Einerseits Hut ab, andererseits: Die Behauptung des Veranstalters Strussione, dass es keine Köpfe hinter der Senkrechten geben würde, ist damit jetzt schon wiederlegt, denn das ging hin und her: Mal gab das Pferd nach, dann war es hinter der Senkrechten und mal hebelte es sich raus ... wie junge Pferde das eben so machen. Und immerhin bringt man das Pferd ja für seine eigene Gesundheit in Form, daher von mir ein Daumen nach oben für Thomas Günther. Dass, was man von Thomas sah, entspricht nämlich so ziemlich dem, was man in Jungpferdeprüfungen der EWU eben auch sieht - mit dem Unterschied, dass diese Pferde dann mindestens ein Jahr unterm Sattel sind, aber das hat ja dann der Veranstalter zu verantworten. Auch glaube ich, dass das Event viel harmonischer gewesen wäre, wenn es KEIN Wettbewerb gewesen wäre. Ich glaube den Meisten, dass sie nicht gewinnen wollten, aber auch die Angst davor Letzter zu werden, kann sich als innerer Druck auswirken. Man wird nervös, hat Angst sich zu blamieren und das Pferd spiegelt das: ein Turnier ist etwas völlig Anderes als zuhause zu reiten und auch bei Menschen gibt es solche, an denen dieser Druck abprallt und an anderen nicht - wer weiß das schon?

Pferd steht unter Strom - Austreten nach dem Absteigen


Nicht ich habe das MMO gemeldet, aber
auch diesen Screenshot muss man kennen:
Verstoß gegen FB-Gemeinschaftsstandards
- Das Pferd von Parelli-Instruktorin Silke Vallentin, deren Buch ich HIER rezensiert habe und bei der ich Kurse besucht habe, hat nach der Prüfung einmal ausgetreten. Auch das kommt vor, ist meiner Tochter sogar neulich mit ihrem Pony passiert, das jahrelange Turniererfahrung hat - aber in einer Prüfung steht man z.T. unter Strom. Bei Silkes Pferd war zudem schon in den Trainingsvideos zu sehen, dass es kein einfaches Pferd ist. Auch das ist wie auf jedem normalen Turnier: Es gibt supercoole Pferde, die so etwas in kürzester Zeit lernen (nach Parellis Pferdepersönlichkeitstypen z.B. die Left-Brain-Pferde) und es gibt sehr ängstliche Pferde, die einem solchen Riesenevent eben nicht gewachsen sind (die Horsenality der Right-Brain-Pferde). Ich hätte mir gewünscht, dass Silke ihr ureigenes Konzept bei ihren Showauftritten zeigen kann, aber sie musste die oben erwähnte Westernhorsemanship-Aufgabe vom Rolli aus begleiten, die einer Basisprüfung für Jungpferde ähnelt, wie sie im EWU-Regelbuch steht. Bei einem Wettbewerb müssen alle Teilnehmer, die gleiche Prüfung absolvieren. Allerdings habe ich bei diesem Paar nur den "Westernhorsemanship"-Teil gesehen. Zum Trail-Teil gibt es einen Bericht von Toffy, dem Einradpony, in dem nachzulesen ist, dass der Slalom so eng war, dass Pferd und Silkes Rolli beinahe kollidiert sein sollen.
Diese Veranstaltung ganz ohne Wettbewerb wäre meines Erachtens spannender gewesen, weil mehr Vielfalt hätte gezeigt werden können und der Druck auf die Teilnehmer nicht so hoch gewesen wäre, weil es Erste und Letzte gibt. Es liegt dann eine Spannung in der Luft, an die sich Pferd und Reiter allmählich (möglichst auf Dorfturnieren) gewöhnen müssen: Da gibt Silkes Pferd sich die ganze Zeit große Mühe, weil es spürt, dass es ein Wettbewerb ist und wenn es spürt, jetzt ist der Wettbewerb zuende, dann entlädt sich die Spannung genau in dem Moment, wo Zoe abgestiegen ist, so meine Theorie. So etwas kommt einfach vor: Auf dem Turnier der Nicht-Turnierreiter (außer Andrea Bethge und Ernst-Peter Frey reiten die glaube ich alle keine Turniere) und manchmal ist der Mensch die Ruhe selbst und die Pferde sind von sich aus aufgeregt, weil sie merken, dass es eine Prüfung ist. Es ist nämlich nicht immer der Mensch Schuld, weil man es mit Lebewesen zu tun hat, die nach Silkes Mentor Pat Parelli "eine eigene Meinung auf vier Beinen sind". Wenn ich dann bei Schauen der Videos Kommentare aus den Zuschauerreihen höre: "Jetzt zeigen die jungen Mädchen den großen Trainern, wie es richtig geht", kriege ich echt die Pimpernellen.

Rechenbeispiel führt zu Spekulationen: Zu wenig Zeit für Muskelaufbau


Was denn jetzt? Kein Wettbewerb?
Und wo kommen die Gewinner her?
- Bernd Hackl hat einen ziemlich guten Ritt hingelegt Aber dies nur am Rande, doch wenn es ein normales Turnier gewesen wäre, wäre es kein wertungsfähiger Ritt gewesen (der Ritt der Siegerin Maja aber auch nicht), weil er auf der falschen Seite der Pylone gelandet ist (oder sind alle anderen auf der falschen Seite der Pylone gewesen?). Dann hätte er in der Basis auf einem normalen Turnier auch noch gewaltigen Abzug wegen Kontrollverlust erhalten, weil das Pferd beim Angaloppieren einige Meter nach vorne losgeprescht ist. Danach hatte er durch das sehr deutliche Durchparieren eine Gangartunterbrechung von mehreren Tritten. Auch das hätte so viele Penaltys gegeben, dass er auf einem normalen Turnier keine Chance auf eine Platzierung mehr gehabt hätte. Aber auch hier: Es ist nicht Bernd Hackls Schuld, dass der Großteil der Pferde von diesem Event überfordert war. Dennoch sei mir eine Frage erlaubt: Warum reitet er eigentlich keine normalen Turniere, wo weniger Zuschauer sind, es mehr Zeit für die Jungpferde gibt - sowohl vor dem Event bzgl. der Trainingszeit als auch während der Prüfung? Aber auch wenn ich finde, dass es ein ordentlicher Ritt war und Bernd Hackl einen geschmeidigen und ausbalancierten Sitz hat, ändert dies nichts an meinen in anderen Blogbeiträgen und einem React-Video geäußerten Zweifeln daran, dass er das Pferd selbst trainiert hat (habe andere auch nicht alleine gemacht, aber die stehen dazu. Das geht ja auch gar nicht anders, wenn auf diversen Messen vertreten ist und Kurse gibt, wenn der Mustang zuhause nicht versauern soll). Den Verdacht hatte ich allerdings schon, als er PR-mäßig verbreitete, dass er das Pferd erst mal ankommen lasse und kaum Videos vom Training gezeigt wurden, da hatte ich direkt den Gedanken: "Nicht, dass die Co-Trainerin schon am ersten Tag das Pferd trainiert". Mein Verdacht gründet auf dem, was mir vom Trainer-Contest Odenthal von Augenzeugen berichtet wurde, wonach er damals das Pferd erst kurz vor der Show von dieser Co-Trainerin (zu sehen in folgendem Video bei Minute 10:22 & 15:20) übernommen habe, die ich auch einmal zufällig persönlich kennengelernt habe (HIER nachzulesen). Ich erwähne das nur deswegen, weil es für mich genau ins Bild passt, dass das Pferd so gut ausgebildet war, denn Muskelaufbau dauert eben bei jedem Pferd sechs Wochen und wenn er erst drei Wochen später als alle anderen angefangen haben will und dieselbe Zeit in die Bodenarbeit gesteckt hätte wie alle anderen, käme das für mich rein rechnerisch einfach nicht mehr hin, aber ich bin auch kein Mathegenie. Zu Hackls Finale gibt es auf Facebook auch Gerüchte und zwar er hätte dort weder Schritt noch Trab zeigen können. Leider ist ausgerechnet das Finale bei folgendem Video abgeschnitten - welche Gründe das hat weiß ich nicht, aber sehenswert finde ich die Passage bei Minute 13 (Video wurde von Youtube entfernt - siehe oben):



Hackl wurde jedenfalls Vierter beim MMO. Ob verdient oder nicht, das weiß man nicht, weil sich das alles nach irgendwie gewürfelt anfühlt, denn es gibt kein Regelbuch und keine ausgebildeten Richter. Nachdem ich alle (Horsemanship)-Ritte gesehen habe, sind mir die Bewertungskriterien nach wie vor schleierhaft. Leider sind sie auch nirgendwo einzusehen - es gab da mal was, aber das wurde gelöscht (HIER ein Screenshot der ursprünglichen, jetzt gelöschten MMO-Regeln - bitte nach unten scrollen).

Wurden manche Wettbewerbspferde gedopt?


Man weiß noch nicht einmal, ob Doping erlaubt oder verboten war. Wenn es aber keine Dopingkontrollen gegeben hätte, wie will man ausschließen, dass nicht vereinzelte Trainer ihre Pferde mithilfe von Beruhigungsmitteln im Showring vorgeführt haben? Wobei ich das den Dreien auf dem Siegerpost auf gar keinen Fall zutraue, denn ich fand gerade die Vorführung der beiden 18jährigen wirklich sehenswert, z.T. mit Halsring und beim Finale hatte die Gewinnerin Unmengen von Luftballons ans Pferd geheftet und die Andere ein Einhorn hinter sich hergezogen. Wirklich süß, aber so etwas fällt bei mir unter Showact und das spiegelt ja genau meine Meinung: Könnte man ein Mustang Makeover nicht auch als Nicht-Wettbewerb vermarkten, womit es sich erübrigen würde, dass der Veranstalter normale Turnierreiter diskreditiert, zumal auf normalen Turnieren auch Pferde wie meine Fancy irgendwann so viel Routine bekommen, dass man einen wertungsfähigen Ritt selbst auf einer Messe hinbekommt? Zum Glück kam da der Regen und als der Großteil der Zuschauer weg war, hatte unsere Fancy sich wenigstens halbwegs beruhigt, aber zwei Schritte seitwärts nach links vergessen, ist ein Nullscore und das ist auch richtig so, weil fair den anderen gegenüber. Wenigstens gab es da auch keinen Moderator, der wenn es knifflig wurde "45 seconds" brüllte und man dann auch noch den Druck hatte, dass die Zeit nicht reicht: Larissa durfte trotz Nullscore in aller Ruhe ihren Ritt beenden - keiner hat sie ausgelacht oder ausgebuht. Drei Dinge, die es beim Mustang Makeover gibt und die sich wirklich von normalen Turnieren insofern unterscheiden, dass mich das Mustang Makeover an einen Gladiatorkampf im alten Rom erinnert hat: Brot und Spiele für den Pöbel. Die Kollegin vom Einradpony auf Facebook verglich das Ganze ja mit der Hexenverfolgung im Mittelalter - auch sehr treffend, wenn man sich die Videos ansieht.


Noch etwas, was auf mich ein wenig entwürdigend wirkte, war die Versteigerung von Lebewesen. Da meines Wissens ja kein Geld an die Mustang Organisation in den USA gespendet wird: Muss das dann wirklich sein mit dieser Versteigerung, wo Leute ausgebuht wurden, weil sie auf Pferde geboten haben, bei denen auch der Trainer mitgeboten hat? Wenn der Veranstalter den Trainern kein Vorkaufsrecht einräumt, kann dann nicht auch gleiches Recht für alle gelten?

Ich hatte auch schon schlechte Ritte auf
"normalen" Turnieren, aber da hat bisher
niemand laut über mich gelacht
Auch dass das Publikum lacht, wenn einem Reiter etwas schief geht, gibt es nur beim Mustang Makeover oder beim Horse-Dog-Trail, wenn die Hunde Quatsch machen - ich finde beides unmöglich, denn es stört das Pferd-Reiter-Paar. Noch unmöglicher fand ich, dass die Jungpferde (die erst wenige Wochen unter dem Sattel sein konnten, wenn man seriös mit Bodenarbeit den sechswöchigen Muskelaufbau und einen 1-2 wöchigen Kennlern- und Vertrauensaufbau begonnen hat) auf Zeit geshowt wurden, ich erwähnte ja oben die Zwischenrufe "45 seconds" - nach so einer Durchsage würde ich mich sofort verreiten, denn das war echt knapp bemessen. Im obigen Beispiel von Thomas Günther, der da ja recht flüssig durchgekommen ist (das Rückwärtsrennen war, bevor die Prüfung begonnen hatte), war die Zeit genau in dem Moment zuende, wo auch die Prüfung zuende war (Anhalten aus dem Galopp - noch etwas, was es in einer Jungpferdebasis der EWU nicht gibt, da wird erst mal in den Schritt durchpariert).

Ich will jetzt nicht jeden einzelnen Reiter aufdröseln, aber man sah Pferde, die gescheut haben, Pferde, die sich nicht an ein Ende der Arena reiten ließen, das Sieger-Pferd hat (wenn auch nur kurz) gebuckelt, Sandra Schneiders Pferd sprang zur Seite, was zur Folge hatte, dass sie danach mehr mit dem Sortieren der Longe beschäftigt war als mit dem Pferd und ich den Filmausschnitten, die mir zur Verfügung standen, hat auch ein Pferd gebuckelt.

Unter zuhause gesucht, stelle ich mir etwas Anderes vor, als Pferde für
9.500 oder über 12.000 Euro zu versteigern und dann auch noch ausgebuht 
zu werden, wenn man es wagt da wirklich mitzubieten, weil man denkt, es 
wäre eine Tierschutzveranstaltung
Die hier gestreuten Screenshots zeigen, dass ich mich bereits im Vorfeld kritisch mit dem Event und den VOX-Pferdeprofis auseinandergesetzt habe, weswegen ich jetzt eine Klage am Hals habe und zwar wegen einem zulässigen Bildzitat in diesem Blogbeitrag:


Auch ich habe zwischenzeitlich erwogen, ebenfalls Klage gegen Bernd Hackl einzureichen, denn genau das hat mir die Staatsanwaltschaft geraten, aber andererseits ist mir das zu doof. Ich habe HIER richtig gestellt, dass ich weder seine Kinder bedroht noch bei Sandra Schneider Telefonterror betrieben habe und kann abschließend nur feststellen, dass Bernd Hackl ganz ähnlich mit Kritik umgeht, wie der Veranstalter des Mustang Makeover, weswegen dieser THEMENMONAT überhaupt ins Leben gerufen wurde. Gerade deswegen möchte ich explizit darauf hinweisen, dass ich positive Dinge durchaus auch erwähne, weil das ja immer wieder von seinen Fans unterschlagen wird. Wer ein Problem damit hat, dass ich nicht nur eine Meinung zum Mustang Makeover habe, sondern diese auch niederschreibe und verbreite, dem sei dieser Blogbeitrag von mir ans Herz gelegt:


Fundstück auf Facebook
Wenn ihr möchtet, dass ich Euch von weiteren Ritten berichte, dann kann ich das gerne machen. Auch freue ich mich über die Zusendung weiterer Trailritte, falls vorhanden, denn hier habe ich nur Günther, Hackl und Schneider gesehen. An all die, die mir Youtube-Links zu Videos oder auf andere Weise geschickt haben: Danke für das Vertrauen in mich, dass ich den Namen von Informanten nach alter Journalisten-Tradition nicht preisgebe.
Als Beleg dafür, dass ich meine Verdachtsmomente aufgrund von nachweisbaren Tatsachen entwickelt habe und diese Tatsachen nicht frei erfunden sind, hier meine eigenen Videos, die z.B. belegen, dass der Veranstalter Michael Strussione auf seiner Homepage tatsächlich behauptet hat, es werde weder aufgerissenen Augen noch Mäuler geben (die gab es aber bei 80 Prozent der Pferde sehr wohl - ist ja auch kein Wunder, da die Zeit von drei Monaten i.d.R. zu kurz ist, um Pferd auf solch einen Hexenkessel mit 5.000 Zuschauern vorzubereiten) und auch keine Köpfe hinter der Senkrechten (das bleibt beim Jungpferd ja auch einfach nicht aus, da es normal ist, dass manche Remonten  entweder nach vorne gegen den Zügeln gehen oder sich hinter dem Zügel verkriechen)


Für alle, die sich nicht die Mühe machen möchten, das Video anzusehen. Bei Minute 4.53 ist die Homepage des Mustang Makeover gescreent und dort stand bis zu Beginn des Events:
"EINE ECHTE ALTERNATIVE ZU WETTBEWERBS- UND TURNIERVERANSTALTUNGEN - Du hast schon oft auf dem Turnier gestanden und Dich gefragt, warum der Sieger gewonnen hat, obwohl ein anderer sein Pferd harmonischer präsentiert hat. Dann bist Du beim Mustang Makeover genau richtig. Es gibt IHN den Wettbewerb der über Harmonie und Vertrauen bewertet wird. (...) LASST UNS GEMEINSAM DIE WELT DER PFERDE ETWAS BESSER MACHEN - helft mit diese Veranstaltung bekannt zu machen, denn das sollte die Zukunft sein. Keine Pferde hinter der Senkrechten, keine aufgerissenen Augen. Wir wollen entspannte Pferde, die sich vertrauensvoll dem Reiter anschließen."
Da die meisten Pferde beim MMO waren aber nicht entspannt waren, hat man die Startseite jetzt offenbar geändert.


.
In letzter Zeit wird mir vorgeworfen, ich würde NUR meckern und ich soll auch mal was Positives schreiben - mache ich eigentlich stets und ständig. Hier im Blog, im Turnierblog oder auch auf meiner Homepage, z.B. bei den Buchtipps, wo ich noch kein einziges Buch zerrissen habe und Bücher von der Konkurrenz auf die ich angeblich so neidisch bin von Herzen empfehle. Nicht nur das oben erwähnte Buch "Mit Horsemanship zur Hohen Schule" von Silke Vallentin, sondern auch die Bücher von Alfonso Aguilar, Linda Kohanov, Phillippe Karl, Mark Rashid, Jenny Wild und Peer Claßen. Es folgt bald die Rezension zu einem Fachbuch von Kathrin Förster übers Westernreiten, das ebenfalls positiv bewertet werden wird, denn auf die bin ich wirklich neidisch, denn die reitet einfach nur toll und hat eine tolle Beziehung zu ihren Pferden (ich komme z.Zt. nicht zum Schreiben, aber es ist bei Kathrin Förster von den Rode Ranch Stables und bei Reitsport Müller für 15 Euro erhältlich). Da es nicht auf Amazon ist in der oberen Reihe, die erwähnten Bücher und darunter meine eigenen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen