Montag, 17. Dezember 2018

Zu Weihnachten: Ponygeschichten in all unseren Blogs (Gastbeitrag)

Von Martina Meyer 

Reitunterricht hätten mir meine Eltern nie bezahlt. Selbst als ich einen kleinen
Ponyhof (war auch Verleihhof) fand, bei dem ich mich um die Ponys kümmern durfte, fanden es meine Eltern nicht in Ordnung. Habe nie verstanden warum. Es kostete sie kein Geld und es war wirklich nicht sehr weit von zu Hause entfernt.
Da war oberstes Gebot, die Tiere (es gab da auch Hühner, Schafe usw) werden nicht geschlagen und wer regelmäßig sich kümmert, dem standen alle Türen offen.
Lustigerweise waren es die gleichen Regeln, die auf dem nächsten Hof waren.
So fing man mit Ausmisten und Abäppeln an. Nachts waren sie in eine Art Laufstall und tagsüber draußen auf der Koppel.
Wir, ich war damals mit einer Schulfreundin dort, sollten zum Anfang erklären, ob wir schon mal mit Pferden zutun hatten.

Jetzt haltet euch fest.. ich kam dann ganz stolz mit einem Foto als Kleinkind an, wie ich auf einem Pony saß. War im Tierpark so zum fotografieren. Saß natürlich zwischendurch auch schon mal drauf. Aber so richtig gelernt..nee.. Heute muss ich drüber lachen. War aber ehrlich und hab gesagt, was auch wirklich so war. Meine Freundin hatte ganz stolz ein Foto bei, wie sie eine Reitstunde nahm. Nun gut..wir waren wohl so überzeugend und durften an die Ponys..jipieehh. Wahrscheinlich war der alte Herr aber auch bloß froh, dass er nicht mehr alleine war.
Denn es kamen sonst keine Kinder und die die früher mal kamen, haben die Lust verloren, waren schon so im jugendlichen Alter.
Nun gut. Das Aufhalftern klappte und anbinden und putzen. Die Theorie sass dank Bücher und Pferdezeitungen so gut, dass die Umsetzung in der Praxis einfach war.
Bis auf das ein Shetty (ein Beißer, wurden aber vorgewarnt), waren es aber echt grottenbrave Ponys.
Irgendwann kam der Tag, wo man auch mal reiten mag.
Ich hab mir die liebste Stute rausgeangelt (da kam ich ohne Hilfe rauf), der 2 Stricke am Halfter gebastelt und bin ans andere Ende der Koppel gedackelt.
Raufgeschwungen und langsam Gas gegeben..der Herdentrieb siegte. Das wusste ich und musste nur gucken, dass ich nicht runterfalle oder sie los prescht. Ja, so hab ich das draufsitzen gelernt. Immer und immer wieder und dann auch im Trab und Galopp.
Helm hatte ich natürlich nicht.
Es gab ja kein Internet zum Lernen. Bücher mussten her, selber ausprobieren und einfach aufs Bauchgefühl hören.
Heute erwische ich mich manchmal, wie ich dummerweise mein Bauchgefühl nicht sprechen lasse. Dann hab ich irgendeine Lektion im Kopf und die muss ja klappen, der Zosse muss des doch können.
Dann bin ich peinlich berührt.. das bin ich nicht, ich gehe keinen geraden Weg. Meiner hat immer Kurven, diese Kurven sind die Harmonie für mich und Pony.
Natürlich gab es auch einige Pannen und Stürze.

Das ist nicht Pedro, sondern unsere Queenie, aber müsste
vom Typ passen: Die haben's faustdick hinter den Ohren
Mein erster und glaub schlimmster Sturz war auf dem Hof mit Pedro.
Pedro, war für mich damals groß. Optisch wie ein Dartmoorpony oder so.
Den is keiner geritten: nieee, denn Pedro hat den Ruf gehabt, alles runter zu buckeln.
Ich bin mittlerweile natürlich schon öfters geritten, auch mit Sattel und Trense. Besonders Prinz, meinen Liebling.
Für uns Kinder waren die Ponys wie eine Familie. Die eine Stute war die Oma, dann eine die Mama usw.
Verrückt.
In den Ferien waren wir natürlich von früh bis spät da. Manchmal beschäftigten wir uns auch einfach untereinander, denn die Ponys brauchten ja auch mal Ruhe vor uns. So haben wir das immer gehandhabt.
In der Mittagssonne lagen wir alle auf der Koppel. Ja.. wir Kinder bei jedem seiner Lieblingspony (waren ja dann manchmal schon 4 oder 5 Kinder, die dann kamen) lagen im Sand und haben die Ruhe genossen.
Wir haben uns einfach treiben lassen und dieses Ritual so oft wie möglich genossen. Es klingt wie aus einem Buch, ein bisschen wie Märchen und Zauber. Es fühlte sich auch so an. Es war aber real.
Wir spielten oft Indianer und Cowboy. Dann trieben wir die restliche Herde von A nach B oder jagten uns selber. Und wie es sich gehört, natürlich ohne Sattel und nur mit Halfter und Strick..waren ja Indianer..grins.
Ach ja..Pedro. Tag X. Pedro durfte immer mitspielen..aber der war eher so der wilde Hengst und Herdenanführer. Also der Gejagte von uns Herdentreiber. Oh Mann.. Ich bekomm' grad einen Lachanfall beim schreiben.
Nun gut.. von dem alten Herrn waren Bekannte da. Er selber wurde immer schwächer und erkrankte schlimm.
Ich durfte sogar ein Wochenende mit 12 Jahren die Herrschaft über den Hof haben, weil kein Erwachsener konnte.
Mann, war ich stolz.
Der eine Bekannte war früher Reitlehrer mit eigenen Hof usw. Wir bekamen sogar mal eine Reitstunde und Theorie hat er uns sehr viel gelehrt.
Dann kam er auf die glorreiche Idee, dass Pedro doch auch mal geritten werden müsste. 3mal dürft ihr raten, wen er als Opferlamm auserkoren hat. Gott sei Dank hatten wir mittlerweile Reithelme. Gesattelt und getrenst stand er da, der Bursche. Einer hielt vorne fest und ich dann raufgeschwungen. Und es passierte nichts..außer dass er gemütlich im Schritt vorwärts dackelte. Puhhh... vom Boden gab es dann Anweisungen und ich voll konzentriert oben drauf gehockt und brav alle Anweisungen gefolgt.
Und dann passierte es, eine Situation, die sich im Kopf verfestigt hat. Auf der anderen Seite des Zauns, war der öffentliche Weg. Da war ein Hund oder eine Katze, ich weiß es nicht. Pedro fixierte das fremde Tier an.
Ich wurd abgelenkt und schaute ebenfalls hin.
Und eine Sekunde zu lang abgelenkt nutze Pedro das aus. Ich weiß nur noch wie ich an seinen Ohren hing und später aufm Boden lag. Ob mir jemand noch Tipps zugerufen hat..ich weiß es nicht. Die kleine Mistsau hat den Bronco raushängen lassen und eine Rodeoshow vom Feinsten abgeliefert.
Auf den Boden der Tatsachen angekommen, kamen natürlich gleich alle besorgt auf mich zugelaufen. Ja, die Bandenprofis noch in Miniformat.. und dann durfte ich mir Sachen an hören wie, boah..wie beim echten Rodeo und das sah voll gefährlich aus usw.
Der "Reitlehrer" war natürlich besorgt und kümmerte sich auch gleich um mich..aber alles heil geblieben und so schwang er sich selber auf Pedro. Der wusste wahrscheinlich schon was ihm blühte, ihn hat er nicht abgeworfen.
Mein Lieblingspony "sprach" den ganzen Tag nicht mit mir..der war stinkig. Wie konnte ich einfach ein anderes Pony reiten.
Der hat echt sich weggedreht, wenn ich zu ihm wollte. Also so als Kind, da nimmste dir das doch schon zu Herzen, wenn dein Allerliebling dich ignoriert.
Ja, man kann echt sagen, wir haben uns alle gegenseitig erzogen. Egal in welcher Hinsicht.


So vergingen die Tage, wir hatten viel Spass und lernten immer mehr. Waren ausreiten, lernten das longieren, das reiten verbesserte sich, haben auch mal Sand essen dürfen. Es war unser zweites Zuhause.
Wir bauten sogar für die Hühner ein neues Auslaufgehege, buddelten nach Würmern, um sie zu verfüttern, dann waren da noch die Hasen, Schafe und Ziegen. Ein richtig kleiner Bauernhof.
Nu war der alte Herr, der den Hof mit seiner Frau führte nicht mehr so gesund. Er kam immer seltener zum Hof. Die Erwachsenen, seine Bekannten, kümmerten sich immer mehr um alles und erklärten uns auch wie es stets um den Besitzer geht. Die Krankheit schritt voran, es war Krebs. Er kam ins Krankenhaus. Die letzten Male, als er den Hof besuchte, wusste er teilweise nicht mal mehr die Namen seiner Pferde. Das machte uns traurig, denn es zeigte, wie schlecht es ihm gehen musste.
Es war ein schöner warmer Tag, wir hatten eine kleine Kindergruppe zu Besuch und führten diese auf den Ponys entlang der Koppel.
Waren doch alle so gut gelaunt. Es machte uns natürlich Riesenspaß, jedem einzelnen die Fragen zu beantworten und von den Ponys zu erzählen.
Mich rief der Bekannte in den Aufenthaltsraum. Nichts Ungewöhnliches, es könnt ja eine neue Aufgabe geben.
Ich wünschte es wäre dies gewesen. Er teilte mir mit, dass der Besitzer so eben im Krankenhaus verstarb. Eine Welt brach zusammen. Der alte Herr war immer sehr lieb zu uns und gab uns diesen schönen Ort. Nun ist er weg, was passiert mit dem Hof. Trauer und viele Fragen schossen durch den Kopf. Ich ging zurück zu meinen Freunden. Mir muss das auf der Stirn gestanden haben, sie wussten sofort, es ist was Schlimmes passiert. Ich berichtete was, ich soeben erfuhr.
Großes Bedrücksein machte sich breit. Für viel Trauer war in diesem Moment keine Zeit, wir hatten die Kinder ja noch auf dem Hof.
Als die Zeit rum war und wir uns von ihnen verabschiedeten, löcherten wir die Erwachsenen mit Fragen, wie es nun weiter geht und trösteten uns. Der Schreck war groß, dass der alte Herr nun fort war.

Er ging, aber er ging nicht ohne uns eine Überraschung da zulassen. 

Teil 2 der Geschichte erscheint Weihnachten im Turnierblog und Teil 3 im politischen Blog (weil Weihnachten ist, muss es ja nicht sooo ernst sein ;)

Mehr Pferdegeschichten lest ihr in meinen Büchern - natürlich gibt es darin auch fachliche Tipps:



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