Dienstag, 2. August 2016

Ein Geht-nicht-Pferd geht jetzt doch

Es gibt ja kein Kundenpferd, was ich nicht mag, aber Quarterhorse-Wallach "Wurlys Sundance Jack" ist für mich schon was Besonderes. Man merkt halt irgendwie, dass er ein Nachkomme von "Hollywood Dun it" ist - ein Pferd mit viel Potenzial. Vor einigen Tagen hat seine Besitzerin Dorina mir dieses Foto geschickt, wo die beiden endlich, endlich entspannt im Wald reiten. Bis dahin war es ein langer Weg und gestern hat sie mir davon erzählt, wie sie ihn vor Jahren gekauft hat. Eigentlich wollte sie ein anderes Pferd kaufen, aber das war schon weg. Jack hat sie dann mehr oder weniger für einen Appel und ein Ei erstanden, weil er nicht ganz einfach war. Der Vorbesitzerin nach wurde er von einem renommierten Westernstall nach anderthalb Wochen Beritt mit den Worten: "Geht nicht" zurück gegeben.
Als ich ihn vor anderthalb Jahren kennengelernt habe, war er am Boden mal eine harte Nuss und mal ein verspielter Lausejunge. Ich habe ja nur Einzelunterricht ein bis zweimal im Monat gegeben und Dorina von den sieben Spielen nach Parelli erzählt und da Dorina schnell lernt ging es mit den beiden schon nach wenigen Stunden bergauf. Sie ritt ihn auch im Schritt und Trab ohne Sattel. Daher habe ich ihr einen Uralt-Sattel geschenkt mit der Vorgabe, dass ihr ein Sattler da neue Steigbügelriemen dran machen könne - also nur für den Übergang gedacht. Das ging aber laut Sattler nicht - aber man fliegt ja nun auch mit Steigbügeln recht schnell vom Pferd, wenn die Post abgeht und Folgendes wäre wohl auch mit Bügeln passiert: Ich hatte an Dorinas Stall mehrere Kunden und kurz vor Weihnachten ist es ja immer schlecht mit Unterricht: Der fällt oft wegen Regen aus, deswegen habe ich erst recht spät erfahren, dass Dorina schwer gestürzt sei .. habe mir voll den Kopf gemacht: Hat mein oller Sattel vielleicht doch nicht gepasst und er hat sie deswegen abgesetzt? Ein Jahr später schrieb Dorina mir, dass sie sich nach diesem schweren Sturz nicht mehr aufs Pferd traut. Der Sattel sei auch okay gewesen, aber Jack hätte sich erschrocken, wäre losgaloppiert und dann nicht mehr anzuhalten gewesen.
Also - back to the roots und Bodenarbeit machen oder vielmehr am Boden so mit Jack spielen, dass er einen Heidenspaß dran hat, aber eben dieses Mal mit Sattel. Schon nach wenigen Minuten war mir klar: Der kennt das einfach nicht mit dem Galoppieren mit Sattel drauf und das muss der erstmal ohne Reiter üben. Nachdem das funktionierte ist Dorina aufgestiegen, aber nur Schrittrunden geritten: Trab ohne Steigbügel hat sie sich nicht zugetraut und sie hat dann recht bald einen Sattler da gehabt, um einen neuen Sattel zu kaufen. Ich war dabei und als Dorina glücklich im Sattel saß, hätte man den Sattel ja auch wenigstens im Trab sehen müssen, um die Paßform zu beurteilen. An Trab war nicht zu denken: Dorina hatte Angst, wer will es ihr verdenken? Zum Glück hat sich eine anwesende Freundin prompt bereit erklärt, Jack vorzutraben und er war auch brav.
Jack war auch am Boden überhaupt nicht mehr hektisch oder nervös, wie er das im Vorjahr gelegentlich war. Aber beim Reiten hatten wir jetzt das Problem, dass Jack los schoß, sobald sie antrabte. Dank des indirekten Zügels - auch One-Rein-Stop genannt - konnte Dorina ihn zwar immer durchparieren, aber so ein Kampf ist ja nunmal keine Lösung. In der 3. Stunde habe ich dann zu Dorina gesagt: "Lass ihn doch einfach mal galoppieren .. das immer wieder durchparieren ist ja viel zu mühsam und nervt Euch beide nur." Jack galoppierte also an und zeigte den ruhigsten Galopp, den man sich nur denken kann und nachdem er einmal seine Runde galoppiert war, blieb er anstandslos im Trab. Ich habe zu Dorina gesagt: "Weißt Du was? Ich glaube, der wollte Dir einfach beweisen, dass Du keine Angst mehr vor Galopp haben musst: Der wollte Dir wohl mit Deiner Angst helfen." Nach dieser Stunde hat Dorina mich gefragt, wie lange es wohl dauert, bis sie mit ihm ins Gelände könne, worauf ich "Jetzt sofort" erwiderte und dann schickte sie mir einige Tage später das Bild ganz oben und war überglücklich, als wir uns das nächste Mal gesehen haben. Sie schwärmt auch total von meinem Unterricht, aber meint ihr, ich kriege sie mal dazu, mir das ins Gästebuch zu schreiben??? Ist halt die Generation: Ich-habe-ein-Handy-aber-keinen-PC.
Nachdem sie mir gestern erzählt hat, dass Jack laut Vorbesitzerin im Profiberitt war und man den Beritt seinerzeit als unmöglich angesehen hätte, habe ich dann doch mal damit "geprahlt", dass Natural Horsemanship deswegen so gut funktioniert, weil man hauptsächlich an der Beziehung zum Pferd ansetzt und genau das findet sie so gut. Und sie sagte: "Stell Dir mal vor, ich reite in ein paar Jahren Turniere und die Leute, die damals gescheitert sind, sehen uns dann." Also, ich kann es kaum abwarten und werde darüber im 12-Oaks-Turnierblog berichten, wo am Sonntag morgen ein weiterer Bericht über Jack erscheint - na ja, kein ganzer Bericht, aber er wird in der Einleitung erwähnt: Vielleicht schaut ihr dort ja auch mal vorbei, denn ich habe für den Turnierblog das schönste Foto von ihm ausgewählt - noch mehr Fotos seht ihr mit Klick auf:











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