Dienstag, 1. März 2016

Von Sorgenkindern & Söhnen, auf die man wirklich stolz sein kann

Als ich jung war, da gab es den Begriff "Sorgenkind" noch und eigentlich ist das der Begriff, der meinen Sohn Janik als Baby und Kleinkind am Treffendsten beschreibt, denn er war nicht wirklich krank, aber auch nicht wirklich gesund.
Aber fangen wir am Besten von vorne an: Es fing eigentlich schon mit Sorgen an, bevor Janik überhaupt geboren war: Drei Tage lang kamen Wehen und gingen wieder - das Krankenhaus war überfüllt, nie war ein Kreißsaal frei und irgendwann hatte ich einen halben Nervenzusammenbruch, weil ich einfach nicht zur Ruhe kam. Nachdem ich eine gefühlte Stunde geheult habe wie ein Schloßhund, schlief ich erschöpft in einen Halbschlaf: Das Baby wohl auch, weil die Herztöne nicht mehr so kräftig waren. Der eine Arzt sagte "Kaiserschnitt", eine andere junge Ärztin rettete mich davor. Endlich gab es auch einmal einen Kreißsaal für mich, aber das Hin und Her nahm kein Ende. Eine alte und (wie ich finde) garstige Hebamme stellte die Lehne ständig nach unten und die junge Ärztin stellte sie dann wieder hoch ... wohl nur damit die Hebamme sie eigenmächtig wieder runterstellen konnte ... und schwupps waren die Wehen wieder weg: Sich ärgern und Wehen haben, scheint bei mir nicht zusammen zu passen.


Also wurde die Geburt am Ende künstlich eingeleitet und endlich, endlich erblickte ein kleiner Junge das Licht der Welt mit Top-Apgar-Werten - rundum gesund sollte man meinen. Das dachten wir auch, bis Janik in das Alter kam, in dem er hätte krabbeln lernen sollen. Er lernte es einfach nicht, rollte sich von einem Ende des Zimmers ins andere, konnte sich also fortbewegen, aber krabbeln lernte er partout nicht. Dabei waren wir bis dato so stolz auf unser Baby: Er schlief nach acht Wochen durch und auch nachmittags hielt er drei, vier, fünf Stunden Mittagsschlaf: ein Traumkind. Okay, abends zwischen fünf und sieben hatte Janik manchmal regelrechte Schreianfälle, aber das haben andere Babys schließlich auch. Was bei Janik ungewöhnlich war: Körperkontakt schien er nicht so zu mögen wie andere Babys. Wenn er nachts schrie und ich ihn herum schleppte, wurde er manchmal regelrecht hysterisch: An in den Schlaf wiegen, war einfach nicht zu denken, was irgendwann dazu führte, dass ich ihn nach zwei Stunden hin und her schleppen, in denen er ununterbrochen schrie, entnervt in sein Körbchen legte und zehn Minuten später schlief er endlich ein. Es war die einzige Möglichkeit ihn schlafen zu legen: Man musste ihn diese zehn Minuten schreien lassen, dann schlief er. Ich hatte mir extra eine Bauchtrage gekauft und wollte mein Baby eigentlich den ganzen Tag mit mir herumschleppen, so wie es ja auch in Naturvölkern Sitte ist: Janik brüllte sich die Seele aus dem Leib, also habe ich die Bauchtrage irgendwann weg geräumt (darin hat dann Janiks kleine Schwester Larissa anderthalb Jahre später viel Zeit verbracht). Da Janik aber sonst so fröhlich sein konnte und mich so herzlich anlachte, wenn er mich sah, habe ich mir keine Sorgen gemacht. Als er aber ein Jahr alt war und weder krabbelte noch ging, beschlich mich ein ungutes Gefühl und ich wollte meinen Kinderarzt fragen, der hatte Urlaub und die Kinderärztin, die ihn vertrat, empfahl Krankengymnastik.
Schon der erste Besuch bei der Physiotherapeutin endete in einem Desaster: Janik brüllte völlig hysterisch, egal, was die Therapeutin mit ihm machte. Ich konnte es nicht ertragen und ging erneut zum Kinderarzt, der aus dem Urlaub zurück war und mich beruhigte und mir sagte, ich solle mir keinen Kopf machen: Kinder würden sich eben sehr unterschiedlich schnell entwickeln und das würde schon werden - auch ohne Therapie. Es wurde - zumindest mit dem Laufen, das er mit 20 Monaten dann doch noch lernte, aber ich hätte mir sehr wohl Sorgen machen sollen, aber das wurde mir erste zwei Jahre nach diesem Gespräch klar. Bevor ich Euch im nächsten Blog erzähle, wie es mit Janik weiterging, möchte ich Euch auf den laufenden Booktube aufmerksam machen: Jeden Montag erzähle ich Euch etwas aus dem Buch "Der Pferdejunge" von Rupert Isaacson, der mit seinem autitistischen Sohn in die Mongolei fliegt in der Hoffnung, dass die dortigen Schamanen seinen Sohn heilen können (hierzu passendes Video ist unterhalb). Wenn diese Booktube-Serie beendet ist, wird es in der nächsten Serie zumindest am Rande um einen anderen Vater gehen, der auch einen behinderten Sohn hat und sich trotz seines großen Erfolgs als Pferdetrainer rührend um seinen Sohn kümmert, der mit einem Wasserkopf geboren wurde und mit zwölf einen Schlaganfall erlitt: Es geht um Caton Parelli und seinen Vater Pat und das Buch aus dem ich einzelne Anekdoten erzählen möchte, ist englischsprachig und heißt: "Raise your hand, if you love horses". Larissa und ich hatten die große Ehre Caton und Pat in Florida persönlich kennenzulernen. Wenn ihr diese Geschichte lesen möchtet, lade ich Euch ein auf unser 12-Oaks-Ranch-Homepage und den dortigen Florida-Blog mit der Unterseite: Leute & Pferde.

Zum Video: Es gibt ja auch noch unsere Youtube-Serie "Webwalk" und die hat uns (passend zum Booktube) dieses Mal in die Mongolei geführt:

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